Nachdem bereits mehrere Bundesstaaten angesichts der stark steigenden Fallzahlen ihre Corona-Beschränkungen verschärft haben, zogen am Mittwoch auch die Bundesstaaten Gujarat und Punjab nach Behördenangaben nach. Der Impfstoff-Produzent Serum Institute of India bat derweil die Zentralregierung um finanzielle Unterstützung.
Im westlichen Bundesstaat Gujarat wurde die nächtliche Ausgangssperre nach Angaben von Regierungschef Vijay Rupani auf 20 Städte ausgeweitet, und grössere Versammlungen wurden verboten. Auch in Punjab wurden politische Versammlungen untersagt und die nächtliche Ausgangssperre auf den gesamten Bundesstaat ausgeweitet. Zudem wurde die Zahl der Gäste auf Beerdigungen und Hochzeiten in geschlossenen Räumen auf 50 und im Freien auf 100 begrenzt.
Kein Lockdown wegen Angst vor den wirtschaftlichen Folgen
Der am schlimmsten betroffene Bundesstaat Maharashtra und die indische Hauptstadt Neu Delhi hatten ihre Corona-Massnahmen bereits zuvor verschärft. Die indische Zentralregierung hat bisher aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen einen landesweiten Lockdown vermieden, wie er im März des vergangenen Jahres angeordnet worden war.
Indien ist mit mehr als 12,8 Millionen Infektionsfällen der am drittstärksten betroffene Staat weltweit hinter den USA und Brasilien. Mehr als 166.000 Menschen starben in dem bevölkerungsreichen Land an oder mit einer Coronavirus-Infektion.
Hersteller für Impfdosen unter Druck
Bislang wurden in Indien rund 87 Millionen Impfdosen verabreicht. Wegen des grossen Bedarfs hat die Zentralregierung den Export von Impfdosen des Herstellers Serum Institute of India (SII) eingeschränkt. Dadurch ist das Unternehmen nach eigenen Angaben in finanzielle Schieflage geraten.
Die Anordnung der Regierung habe dazu geführt, dass die Produktionskapazitäten des SII «sehr unter Druck stehen», sagte der Leiter des Unternehmens, Adar Poonawalla, dem Sender NDTV am Dienstagabend. «Die Welt braucht diesen Impfstoff, und wir priorisieren im Moment den Bedarf in Indien. Aber wir sind immer noch nicht in der Lage, jeden Inder, der ihn braucht, zu versorgen.»
Das SII benötige nun zusätzliche 30 Milliarden Rupien (339 Millionen Euro), um seine Kapazitäten zu erhöhen. Ursprünglich hätte die Produktionssteigerung durch den Export ins Ausland finanziert werden sollen, erklärte der SII-Chef. Durch die Exportbeschränkungen sei dies nicht mehr möglich.
Das Unternehmen stellt täglich mehr als zwei Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens Astrazeneca unter dem Namen Covishield her. Innerhalb Indiens wird das Vakzin zu einem subventionierten Preis von etwa 150 Rupien verkauft, der deutlich unter dem Exportpreis liegt.
(AFP)