Der Sommer wird nicht ganz so unbeschwert wie erhofft. In einigen Ländern sind die Corona-Massnahmen noch gar nicht weitläufig aufgehoben, in anderen gibts aufgrund der Delta-Variante schon wieder neue Einschränkungen.
Europaweit sinken die Neuinfektionen laut den offiziellen Angaben der Regierungen aktuell nur in Polen, der Ukraine und in Rumänien – in allen anderen Ländern haben die Corona-Fälle in den vergangenen zwei Wochen wieder zugenommen oder sind stabil. Und das teilweise massiv. In den ersten Ländern wirkt sich das trotz fortschreitender Impfkampagne bereits auf die Zahl der Spitaleintritte aus.
Blick zeigt, wie die Situation in den Ferienländern ist – und wie die Regierungen reagieren.
Tanzverbot in Griechenland
Besonders die griechischen Inseln sind hart betroffen. Landesweit liegt die Zahl der Neuinfektionen bereits bei 65 Prozent des Corona-Höchststands. Und das trotz knapp 42 Prozent vollständig Geimpften. Nun greift Athen durch: Impfpflicht für das Pflege- und Gesundheitspersonal und in geschlossenen Räumen von Kinos, Theatern und Restaurants. Zudem gilt ein Tanzverbot. Wirtschaftsminister Adonis Georgiadis (48) kündigte den «Sommer der Sitzenden» an: «Es darf nicht der Eindruck entstehen, Griechenland hätte die Kontrolle über die Pandemie verloren.»
Fernzüge und Einkaufszentren in Frankreich
Seit Anfang Juni steigen in Frankreich die Fallzahlen wieder. Präsident Emmanuel Macron (43) verschärft deshalb die Corona-Regeln. Ab dem 21. Juli wird im Theater oder im Kino ein negativer Corona-Test oder ein Impf- oder Genesungsnachweis verlangt. Das gilt, sobald mehr als 50 Menschen zusammenkommen. Noch ist ein Nachweis erst bei mehr als 1000 Menschen Pflicht. Diese Massnahmen reichen Macron nicht. Ab August soll ein Nachweis auch in Fernzügen, Bars, Restaurants, Einkaufszentren und Spitälern nötig sein.
Ausgangssperren in Spanien
In Spanien spricht man schon von einer fünften Welle. Besonders bei den Jüngeren, die noch keinen Impf-Massenzugang hatten, steigen die Neuinfektionen stark an – in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen sind es laut «El Pais» fast 800 Fälle auf 100'000 Einwohner und Tag. Die Regionalregierungen reagieren mit einer Wiedereinführung der härtesten Corona-Massnahmen. In der Region Valencia etwa gilt in 32 Gemeinden wieder eine Ausgangssperre, Katalonien begrenzt öffentliche und private Treffen massiv.
Portugal in Habachtstellung
Nach dem Spital-Kollaps im Januar und einem harten Lockdown bis Ostern müssen die Portugiesen nun wieder um Gesundheit und Freiheit fürchten. Die Anzahl der Covid-19-Patienten im Spital liegt erstmals wieder so hoch wie zuletzt Ende März. Bereits vor anderthalb Wochen wurde darum erneut eine nächtliche Ausgangssperre eingeführt. In Regionen mit besonders schlechter Corona-Lage, darunter auch in Lissabon, darf man zwischen 23 Uhr und 5 Uhr morgens nur mit triftigem Grund auf die Strasse. Zudem sind die Innenräume von Restaurants in diesen Regionen Geimpften, Getesteten oder Genesenen vorbehalten.
Grossbritannien wartet auf die grosse Freiheit
Obwohl auch hier die Zahl der Neuinfektionen kritisch steigt, hebt England am 19. Juli fast alle Corona-Massnahmen auf und kehrt weitgehend zur Normalität zurück. Der Freedom Day bedeutet: Abstandsregeln und Maskenpflicht enden, Nachtclubs dürfen wieder öffnen, zudem gibt es keine Zuschauerbeschränkungen mehr. Briten-Premier Boris Johnson (57) warnt dennoch: «Diese Pandemie ist bei weitem nicht vorbei. Diese Krankheit gefährdet weiterhin Sie und Ihre Familie.»
Gelbe Zonen in Italien?
Vier der 20 italienischen Regionen könnten angesichts der steigenden Fallzahlen wieder zu gelben Zonen werden – darunter Sizilien. Das würde moderate Einschränkungen bedeuten. Für Museen müssen dann etwa Tickets reserviert werden und die Umkleideräume von Fitnessstudios sind geschlossen.
Corona-Sonderminister Francesco Figliuolo (60) wirbt derweil kräftig für Impf-Privilegien nach französischem Vorbild. Der «grüne Pass» soll die Eintrittskarte für Veranstaltungsorte wie Kinos, Theater, Bars, Cafés und Restaurants werden.