Was passiert, wenn unser Herz aufhört zu schlagen und wir sterben? Das ist wohl eine der grössten Fragen, die die Menschheit beschäftigt. Abschliessend beantwortet wurde sie bisher nicht. Nun sind aber Forschende an der medizinischen Abteilung der New York University (USA) zu einer entscheidenden Erkenntnis gelangt: Wenn unser Herz aufhört zu schlagen und der Körper nicht mehr funktioniert, kann unser Bewusstsein trotzdem noch aktiv sein.
Für die Studie untersuchten die Forschenden 567 weibliche und männliche Personen, die einen Herzstillstand erlitten hatten. Faktisch waren sie also tot, konnten aber wiederbelebt werden. Ein Mensch wird offiziell für tot erklärt, wenn das Herz nicht mehr schlägt und damit die Durchblutung des Gehirns nicht mehr stattfindet. Damit setzen sämtliche Gehirnfunktionen und Reflexe aus.
Beinahe-Tote hörten ganze Gespräche während ihrer Wiederbelebung
Die Aussagen der Studienteilnehmenden sind bemerkenswert: Obwohl sie bereits für tot erklärt worden waren, berichteten einige, sie hätten ganze Konversationen und Handlungsabläufe bei ihrer Wiederbelebung mitbekommen. Der Inhalt der Gespräche wurde im Nachhinein von dem jeweils anwesenden Pflegepersonal, dem Ärzteteam und den Familienangehörigen bestätigt. In einem Fall konnte einer der Teilnehmenden sogar fühlen, wie die Notärzte während der Wiederbelebung die Herzdruckmassage durchführten.
«Diese Erfahrungen können nicht als Trick eines sterbenden Gehirns angesehen werden, sondern sind eine einzigartige menschliche Erfahrung, die am Rande des Todes auftritt» wird Dr. Sam Parnia, Leiter der Studie, gegenüber der Medizin-Newsseite Medical News Today.
Wahrnehmung wegen gesteigerter Hirnfunktion noch intakt
Grund dafür, dass solche Erfahrungen möglich sind, ist eine gesteigerte Hirnaktivität, wie die Forschenden herausfanden. Bei den Gehirnen der Teilnehmenden hatte sich trotz der fehlenden Durchblutung eine stark ausschlagende Aktivität messen lassen können.
Das liegt daran, dass beim Eintreten des Todes neben den Hirnfunktionen auch viele der natürlichen Bremssysteme ausgestellt werden. Die Systeme dienen sonst dazu, das Gehirn vor der Reizüberflutung zu schützen. Die «Enthemmung» während des Sterbens öffnet dann den Forscherinnen zufolge Türen zu dem weiteren Bewusstsein, sodass auch ohne weitreichende Körperfunktionen unsere Wahrnehmung teilweise noch intakt ist.
Was diese Erkenntnis bezwecken kann, ist noch unklar. Dr. Parnia zufolge wirft es aber «faszinierende Fragen über das menschliche Bewusstsein auf, selbst nach dem Tod». (hei)