Immer mehr grausige Details aus dem Horrorhaus in Kalifornien kommen ans Licht. Die Vorwürfe der 13 misshandelten Kinder sind erdrückend. Die Eltern David (57) und Louise T.* (49) streiten diese ab. Die Staatsanwaltschaft klagt sie wegen Folter an.
Ans Bett angekettet, häufige Schläge, kaum zu essen, Duschverbot und keine Spielzeuge: Sichtlich erschüttert beschrieb der kalifornische Staatsanwalt Mike Hestrin gestern Donnerstag das Martyrium der 13 Kinder und jungen Erwachsenen, die von ihren Eltern über Jahre hinweg gefangen gehalten wurden. «In mehr als 20 Jahren als Strafverfolger im Bezirk Riverside ist dies einer der schlimmsten Fälle, den ich je gesehen habe», erklärte Hestrin.
Tante beschreibt Missbrauch in der Kindheit
Mutter Louise kommt selbst aus einer kaputten Familie. Ihre Schwester Elizabeth (41) schreibt laut der britischen Nachrichtenseite «thesun.co.uk» in einer Serie christlicher Selbsthilfebücher, die sie mitverfasste, über Missbrauch in ihrer Kindheit.
Sie sei voller Angst gewesen. Sie habe mit ansehen müssen, wie ihre Mutter geschlagen und vergewaltigt worden sei. «Viele Dinge, die ich als Kind erlebte, haben tiefes Leid verursacht ...» Unter anderem sei sie auch selbst durch ein Familienmitglied missbraucht worden.
Ob Louise T. in ihrer Kindheit die gleichen traumatischen Erlebnisse hatte, ist nicht bekannt.
Den Eltern drohen fast 100 Jahre Gefängnis
Staatsanwalt Hestrin verlas eine lange Liste von Anklagepunkten gegen den 56-jährigen Vater und die 49-jährige Mutter vor der Presse: Folter, schwere Misshandlung, Kindesgefährdung und Freiheitsberaubung werden dem Paar aus der Stadt Perris, südöstlich von Los Angeles, vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung in allen Punkten drohten den Eltern jeweils 94 Jahre Haft, rechnete Hestrin vor.
Wenig später hörte das Paar im Gericht von Riverside schweigend zu, als die schweren Vorwürfe erhoben wurden. Seit der Festnahme am Wochenende war es ihr erster öffentlicher Auftritt. Sie plädierten auf «nicht schuldig», wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der nächste Gerichtstermin wurde für Ende Februar festgesetzt.
Sie stünden erst am Anfang der Ermittlungen, sagte Hestrin und bat um Hinweise von Nachbarn und Bekannten des Paars. «Irgendjemand muss doch etwas bemerkt haben. Wir brauchen ihre Hilfe», bat der Strafverfolger.
Tochter will Flucht zwei Jahre lang geplant haben
Doch schon jetzt reichen die Angaben der aus dem Horrorhaus befreiten Kinder gegenüber den Ermittlern und Sozialarbeitern aus, um ein Bild des Grauens zu zeichnen. Demnach hatte die 17 Jahre alte Tochter, der am Sonntag die Flucht aus dem Haus durch ein Fenster gelungen war, ihr Entkommen etwa zwei Jahre lang geplant. Das Mädchen alarmierte über ein Mobiltelefon die Polizei.
Drei Kinder seien angekettet gewesen, als Beamte das Haus aufsuchten, sagte Hestrin. Die Eltern hätten noch schnell versucht, zwei Opfer zu befreien. Die Misshandlung der 13 Geschwister im Alter zwischen zwei und 29 Jahren soll vor vielen Jahren begonnen haben. Demnach wurden die Kinder zur Strafe zunächst mit Seilen, später mit Ketten gefesselt. Sie seien oft geschlagen worden und hätten kaum zu essen bekommen.
Die Kinder hätten tagsüber geschlafen und seien nachts wach gewesen. Nur wenige Male im Jahr sei Duschen erlaubt gewesen. Wenn sie ihre Hände oberhalb des Handgelenks wuschen, wurden die Kinder zur Strafe gefesselt, führte Hestrin aus.
Kuchen für die Eltern, für die Kinder nur das Nötigste
Im Haus seien verpackte Spielzeuge gefunden worden, doch die Kinder hätten damit nicht spielen dürfen. Für sich selbst hätten die Eltern genug Essen gekauft, auch Kuchen, aber ihren Kindern nur das Nötigste gegeben. Die Geschwister seien unterernährt, mit Anzeichen von Muskel- und Nervenschäden, sagte der Strafverfolger. Ein zwölf Jahre altes Opfer habe das Gewicht eines siebenjährigen Kindes. Die mit 29 Jahren älteste Tochter würde nur 37 Kilogramm wiegen.
Der Missbrauch habe schon begonnen, als die Familie noch in Texas lebte, nach dem Umzug nach Kalifornien 2010 sei es noch schlimmer geworden. Dort hatte der Vater vom Staat die Genehmigung erhalten, in seinem Haus eine Privatschule zu betreiben. Nachbarn in Perris berichteten US-Medien, sie hätten die Kinder nur selten oder gar nicht ausserhalb des Hauses gesehen.
Tagebücher als Beweismittel?
Hestrin zufolge durften die Kinder zum Zeitvertreib in Tagebücher schreiben. Diese Aufzeichnungen könnten «starke Beweismittel» sein, um die Vorgänge in dem Haus nachzuvollziehen. Die Geschwister würden derzeit in Krankenhäusern untersucht und behandelt. (SDA/noo)
* Name der Redaktion bekannt