Kehrtwende in Schweden. Mit dem Beginn von strengeren Vorschriften verlassen die Skandinavier am Dienstag ihren Corona-Sonderweg. Erstmals gelten nun Auflagen für Treffen in der Öffentlichkeit. Nur noch acht Menschen dürfen zusammenkommen. Bisher durften sich je nach Anlass 50 bis 300 Menschen treffen. Auf Zuwiderhandlung drohen Strafen.
Schulen und Restaurants sollen laut der Regierungsanordnung weiter geöffnet bleiben. Betreiber von Restaurants müssen allerdings darauf achten, dass pro Tisch nicht mehr als acht Gäste Platz nehmen.
Schweden ging seit Beginn der Corona-Pandemie einen weniger restriktiven Weg als die meisten anderen europäischen Länder. Kritiker warfen den schwedischen Behörden deshalb vor, mit ihrer Strategie Menschenleben zu gefährden.
Premier richtet dramatischen Appell an Bevölkerung
Dennoch verzichtete die Regierung bisher auf das Verhängen von Einschränkungen. Stattdessen sprach sie lediglich Empfehlungen für die Bürger aus. Die nun erstmals verhängten Einschränkungen gelten allerdings nicht für Treffen in privaten Wohnungen. Der Regierung fehlt die Befugnis, um dafür Vorschriften zu machen.
Es bleibt, an die Eigenverantwortung der Menschen zu appellieren, was der schwedische Regierungschef Stefan Löfven (63) am Sonntag auf dramatische Weise machte. In einer seltenen Ansprache zur besten Sendezeit sprach Löfven von der wachsenden Bedrohung durch das Coronavirus. Er äusserte die Befürchtung, dass die bisher angewandte Strategie nicht ausreiche, um eine zunehmend tödliche Pandemie zu bekämpfen.
Löfven ist erst der dritte schwedische Premierminister in der Geschichte des Landes, der eine solche nationale Ansprache hielt. Er sagte, dass «zu viele Menschen den Empfehlungen zu leichtfertig gefolgt» seien. Neu müsse das Land einen härteren Kurs verfolgen. (kes/SDA)