Am Donnerstag hatte die Thüringer Polizei überraschend mitgeteilt, dass am Fundort der Knochenreste von Peggy (†9) Genmaterial von NSU-Mitglied Uwe Bönhardt (†34) entdeckt wurde. Das Mädchen, das seit 15 Jahren als vermisst galt, wurde im Juli in einem Waldstück aufgefunden.
Ein mögliches Mordmotiv des Neonazis war lange nicht ersichtlich. Viele stellten sich die Frage, was der NSU-Terrorist mit dem jungen Mädchen zu tun hatte. Wie die «Bild»-Zeitung berichtete, kamen nun neue Erkenntnisse an die Öffentlichkeit.
Konvertierung zum Islam
Susanne Knobloch, die Mutter von Peggy, stand im Visier von Neonazis. Sie konvertierte kurz vor der Entführung ihrer Tochter zum Islam und trug regelmässig ein Kopftuch. Dazu wohnte sie mit einem Türken zusammen über den sie später sagte: «Er wollte nicht, dass Peggy Bratwurst isst, mochte nicht, wenn sie Engel oder betende Menschen malte, rastete leicht aus. Peggy hatte Angst vor ihm».
Kurz nach der Verschleppung erhielt sie einen von Hass geprägten Brief. In der Nachricht stand, dass Susanne Knobloch ein «so arisches Kind wie Peggy nicht verdient habe». Laut Medienberichten wurde das Schreiben von einem äusserst rechts orientierten Menschen verfasst. Dieses Mitteilung könnte von Bönhardt stammen.
Sonderkomission eingesetzt
Eine neue Sonderkommission der Thüringer Polizei beschäftigt sich jetzt mit weiteren ungeklärten Kindstötungen vor der Jahrtausendwende. Bei einem Mord an einem Neunjährigen gehörte Bönhardt bereits zu den Verdächtigen. Damals konnte ihm jedoch nichts nachgewiesen werden und er wurde freigesprochen. Auch wenn er sich nicht mehr dafür verantworten kann, würde die Aufklärung der Tat die Eltern von einer grossen Last befreien.
Böhnhardt und sein Komplize Uwe Mundlos begingen im Herbst 2011 nach einem Banküberfall Selbstmord, um einer Festnahme zu entgehen. Ein drittes Mitglied der NSU-Zelle, Beate Zschäpe, stellte sich der Polizei. Die Frau steht seit fast dreieinhalb Jahren in München vor Gericht. (fss)