Stephan E.* (45) galt als freundlicher Familienvater. Mit Frau und Kindern lebte er in einem Häuschen mit Spitzgiebeln, arbeitete im Schichtdienst für einen Hersteller für Bahntechnik. Zurückhaltend und kollegial: So beschreibt der «Spiegel» die Fassade des Rechtsextremisten, der in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni den hessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke (†65) auf dessen Terrasse hinrichtete. Der CDU-Politiker starb einen Tag später an den Folgen des Kopfschusses.
Zwei Wochen später verhafteten die Ermittler Stephan E. Eine Hautschuppe auf dem Hemd des Toten brachte die Behörden auf seine Spur. Nun gaben die Behörden bekannt: Stephan E. hat die Tat gestanden.
Sein Motiv waren offenbar Lübckes Äusserungen auf dem Höhepunkt der Flüchtlings-Krise 2015. Da habe der CDU-Politiker in einer Debatte über Asylpolitik klargestellt: «Da muss man für Werte eintreten. Und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen.»
Rechtsextreme hassten Lübcke
Das machte den konservativen Politiker laut dem stellvertretenden Generalbundesanwalt Thomas Beck zur «Reizfigur» der rechtsextremen Szene. Der Mord an Lübcke ist ein bemerkenswertes politisches Attentat, das die Gewaltbereitschaft der rechten Szene in Deutschland aufzeigt – und die Vorgehensweise.
24'100 Menschen wurden im vergangenen Jahr als rechtsextrem eingestuft. Doch wie der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), der sich bis 2011 mehr als ein Jahrzehnt unbehelligt durch Deutschland raubte und mordete, agieren die Rechtsextremen zunehmend in kleinen Zellen. So schlüpfen sie durch das Netz der Behörden.
NSU-Erfahrung hilft bei Aufklärung
Stephan E. will alleine gehandelt haben. Nur: Stimmt das auch? Oder deckt er Komplizen? Mindestens zwei Jahrzehnte war E. in der Neonazi-Szene aktiv. Bereits als Teenager fiel er entsprechend auf. Gerade volljährig stach er auf einer Bahnhofstoilette auf einen Ausländer ein und verletzte ihn lebensgefährlich – angeblich, weil er sich sexuell belästigt gefühlt hatte.
37 Fälle von Sachbeschädigung, Diebstahl, versuchtem Totschlag, Beleidigung und Körperverletzung zwischen 1992 und 2009 gehen laut polizeilichem Informationssystem auf das Konto von E. Trotzdem lief er seit 2009 unter dem Radar der Sicherheitsbehörden.
Immerhin: Die deutschen Behörden haben aus dem NSU-Desaster gelernt. Stephan E. kamen die Ermittler nun auch deswegen so schnell auf die Schliche, weil seine dicke Akte im Landesamt für Verfassungsschutz aufgrund der NSU-Erfahrung nicht gelöscht wurde. Das Löschmoratorium könnte den Ermittlern auch bei der Suche nach möglichen Mittätern helfen.
* Name der Redaktion bekannt
Die Frage treibt Deutschland um: War der mutmassliche Mörder Stefan E. (45) wirklich nur ein Einzeltäter? Die Zeichen verdichten sich, dass er Teil eines Terrornetzwerks war. Wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt, berichtet ein Augenzeuge von zwei verschiedenen Autos, die sich in der Tatnacht davonmachten.
Sicher ist, dass Stefan E. in der Neonazi-Szene bestens vernetzt ist. Vor zehn Jahren griff er zusammen mit anderen Rechtsradikalen eine 1.-Mai-Demo an. Die Organisatoren dieser Randale gehörten zu Combat 18, einer bewaffneten, gewalttätigen Truppe. Exponenten dieser Gruppe pflegten zudem Briefkontakte zu Beate Zschäpe, der einzigen Überlebenden der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Der Name Stefan E. fiel sogar im NSU-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags mehrmals.
Im Übrigen war E. Mitglied der rechtsextremen NPD – offenbar ein besonders eifriges. Sein Spitzname lautet «NPD-Stefan».
Die Frage treibt Deutschland um: War der mutmassliche Mörder Stefan E. (45) wirklich nur ein Einzeltäter? Die Zeichen verdichten sich, dass er Teil eines Terrornetzwerks war. Wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt, berichtet ein Augenzeuge von zwei verschiedenen Autos, die sich in der Tatnacht davonmachten.
Sicher ist, dass Stefan E. in der Neonazi-Szene bestens vernetzt ist. Vor zehn Jahren griff er zusammen mit anderen Rechtsradikalen eine 1.-Mai-Demo an. Die Organisatoren dieser Randale gehörten zu Combat 18, einer bewaffneten, gewalttätigen Truppe. Exponenten dieser Gruppe pflegten zudem Briefkontakte zu Beate Zschäpe, der einzigen Überlebenden der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Der Name Stefan E. fiel sogar im NSU-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags mehrmals.
Im Übrigen war E. Mitglied der rechtsextremen NPD – offenbar ein besonders eifriges. Sein Spitzname lautet «NPD-Stefan».