Vom Auswärtigen Amt ins Schloss Bellevue: Gestern wurde der Umzug von Frank-Walter Steinmeier (61) offiziell besiegelt – mit deutlicher Mehrheit wurde der SPD-Politiker zum zwölften deutschen Bundespräsidenten gewählt.
Steinmeier war sich seines Erfolges bereits vor der Wahl so sicher, dass er sich schon am Morgen bei seiner Ehefrau bedankte: «Liebe Elke, ich will mich ganz herzlich bedanken, dass Du das mitmachst. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich könnte es ohne Dich nicht machen und ich hätte es ohne Dich nicht gemacht», schrieb er auf Facebook.
Er ist wie die Königin von Grossbritannien
Am Schluss holte der ehemalige Aussenminister und gescheiterte Kanzlerkandidat von 2009 solide 931 von 1239 gültigen Stimmen. Und beantwortete die Frage, ob er die Wahl annehmen wolle, selbstbewusst mit: «Gerne sogar.»
Als Bundespräsident wird Steinmeier im Arbeitsalltag hauptsächlich repräsentative Aufgaben haben, ähnlich wie die Königin von Grossbritannien. Aber: Der Vollblutpolitiker gilt als Anti-Populist, wird in deutschen Medien gerne «Anti-Trump» genannt. Einer seiner berühmtesten Sätze: «Zu viele sind mit dem Streichholz unterwegs, anstatt den Feuerlöscher zu benutzen.»
Nun hat Steinmeier selber den Feuerlöscher in der Hand. Und scheint vor der Bundestagswahl im Herbst fest entschlossen, diesen auch einzusetzen. Nach seiner Wahl forderte er die Bevölkerung auf, Freiheit und Demokratie in einem vereinten Europa mutig zu verteidigen. «Dieses Fundament, das wollen, das müssen wir miteinander verteidigen.» Anders als sein Vorgänger Joachim Gauck (77) will Steinmeier sich nicht im Hintergrund halten.
Deutschland habe gezeigt, dass «nach der Raserei der Ideologien so etwas einkehren kann wie politische Vernunft». Man müsse den Menschen zuhören, «auch im Internet».
Promiauflauf im Bundestag
Für Farbtupfer an der Veranstaltung sorgten die prominenten Wahlmänner und -frauen, die von den Landesparlamenten entsandt wurden. So wählte Fussball-Bundestrainer Joachim Löw (57) grün, wie auch Travestie-Künstlerin Olivia Jones (47). Schauspielerin Veronica Ferres (51) war für die CDU vor Ort. Sänger Peter Maffay (67) unterstütze die SPD – und setzte damit zumindest gestern aufs richtige Pferd.