1679 wurde Bischof Peder Winstrup im Dom der südschwedischen Stadt Lund bestattet. Als Bischof hatte er der Kirche mehr als 40 Jahre gedient, er gilt als Mitbegründer der renommierten Universität in seiner Stadt. Doch am Schluss seines Lebens litt Winstrup an einer Lungenentzündung, abgemagert und schwach war der Kirchenmann gestorben.
Doch in den folgenden Jahrhunderten brachte ihm sein Leichnam neuen Ruhm: Er gilt bis heute als eine der besterhaltenen Mumien des 17. Jahrhunderts, obwohl er nicht einbalsamiert wurde. Immer wieder wurde sein Sarg geöffnet, noch vor 100 Jahren war sein Gesicht deutlich zu erkennen. Die inneren Organe haben sich sogar bis ins 21. Jahrhundert hinein gehalten.
Fötus im Kräuterhaufen
Doch erst jetzt haben Forscher einen «blinden Passagier» im Sarg entdeckt. Anlässlich der Vorbereitungen für die Feiern zum 350. Geburtstag der Universität Lund untersuchten sie den Bischof mit modernster Technik - und trauten ihren Augen nicht: Bei einem Röntgen-Scan fanden die Wissenschaftler einen etwa fünf Monate alten Fötus.
Wie das Kind in den Sarg gelangte, ist unklar. Jemand hatte es unter den Füssen des Bischofs in einem Kräuterhaufen versteckt. War das Kind mit dem Bischof verwandt? Oder schmuggelte eine Person, die mit der Bestattung beauftragt war, den Fötus in den Sarg? Ein DNA-Test soll Klarheit bringen.
Abkürzung in den Himmel
Fest steht: Kinder, die vor ihrem Tod nicht getauft worden waren, durften damals nicht auf christlichen Friedhöfen begraben werden. Vermutlich wollten seine Eltern mit der Bestattung dafür sorgen, dass die Seele des Kindes gemeinsam mit dem Kirchenmann in den Himmel gelangen würde. (pom)