Die Atacamawüste im Norden von Chile gleicht einer Mondlandschaft. Sie ist so trocken, dass grosse Teile bis ins 21. Jahrhundert völlig unbesiedelt waren. Seit Jahrzehnten ist an vielen Orten kein Regen mehr gefallen. Die Wüste liegt einerseits auf der vom Wind abgewandten Seite der Anden, andererseits lässt der kühle Humbolt-Strom an der Pazifik-Küste keine Regenwolken entstehen.
Doch jetzt ist die staubige Einöde zum Leben erwacht. Karge Böden sind einem regelrechten Blumenmeer gewichen, über 200 verschiedene Pflanzenarten spriessen aus dem Boden. Viele von ihnen existieren ausschliesslich in dieser Gegend.
Das Wüsten-Wunder tritt alle fünf bis sieben Jahre ein und hängt mit El Niño zusammen. Durch das Klimaphänomen werden die Meeresströme überhitzt. Die Küstennebel, die normalerweise schnell wieder verdunsten, werden mit Feuchtigkeit angereichert – es regnet.
So ausgeprägt wie dieses Jahr erwachte die Wüste seit 18 Jahren nicht mehr zum Leben. Das liegt am aussergewöhnlich starken El Niño. Und an der riesigen unterirdischen Samenbank. Die Knollen, die im Wüstenboden ausharren, sind Überlebenskünstler und können lange Zeitspannen in völliger Dürre überstehen. (lex)