Auf dem Mond stehen bereits US-Flaggen – sechs insgesamt, die Apollo-Missionen ins Mondreich gesteckt haben. Die Amerikaner, die den Mond bislang als einzige Erdenbürger erreicht haben, kamen jedoch nie auf die Idee, den Erdbegleiter zum eigenen US-Territorium zu erklären.
Genau dies hätten jetzt womöglich die Chinesen vor, warnt der frühere Astronaut, Senator und heutige Administrator der Nasa, Bill Nelson (80). Nelson fürchtet, dass Peking den Mond zum eigenen Gebiet erklären könnte – um dessen Ressourcen zu beherrschen.
«Es ist eine Tatsache, dass wir uns in einem Wettlauf ins All befinden», sagte Nelson dem US-Magazin «Politico». «Und es ist wahr, dass wir besser aufpassen sollten, dass die Chinesen nicht unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung auf den Mond gelangen. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie sagen: ‹Bleibt draussen, wir sind hier, das ist unser Territorium.›»
Chinas Griff nach den Sternen
Die Chinesen greifen nach dem All. Eben hat China seine 10. Besatzung zu seiner Raumstation Shenzhou gestartet. «Die Fortschritte, die sie machen, sind atemberaubend – atemberaubend schnell», wird Nina Armagno (56) zitiert, Stabsdirektorin der United States Space Force.
Das bemannte Raumfahrtprogramm Chinas begann 2003, mit dem ersten chinesischen Raumfahrer Yang Liwei (57). 2019 schafften es die Chinesen als Erste, auf der Rückseite des Mondes zu landen. 2020 brachte eine chinesische Sonde Gestein vom Mond zurück zur Erde, während die Chinesen ihre Trägersysteme für die Erforschung des Weltraums durch Menschen laufend verbessern.
Amerikaner setzen auf Artemis
Es wäre keinesfalls das erste Mal, dass Peking einfach so Territorium beansprucht. Im Südchinesischen Meer schütten die Chinesen ganze Inseln auf und bauen Riffe und Atolle zu Wohn- und Militäranlagen aus – in Gebieten, wo seit jeher die Philippinen, Taiwan, Vietnam und auch Indonesien und Malaysia Souveränität beanspruchen.
Nelson ist zuversichtlich, dass die Amerikaner mit der Artemis-Mission wieder auf dem Mond sein werden, bevor dies die Chinesen schaffen. Der für Mai 2024 geplante Artemis-2-Raumflug um den Mond wäre zugleich die erste bemannte Mondmission seit Apollo 17 im Dezember 1972. Mit Artemis 3 sollen Amerikaner 2025 oder 2026 auf den Mond zurückkehren.
«So Gott will»
Der Erfolg von Artemis hänge von zwei Faktoren ab, so Nelson: «Ob die Raumanzüge und SpaceX-Trägerrakete bereit sind.» Nelson ist besorgt über das Entwicklungstempo der Chinesen.
Chinas staatliche Raumfahrtbehörde erklärte im August, dass um das Jahr 2030 herum chinesische Astronauten auf dem Mond stehen werden. Nelson warnt, dass es wenig Zeit zu verlieren gibt: «China hat in den letzten zehn Jahren enorme Erfolge und Fortschritte erzielt.» Auch nähmen sie einige der gleichen Orte für Mondlandungen ins Visier wie Nasa.
Auf die Frage, ob amerikanische Astronauten vor China auf den Mond zurückkehren werden, antwortete Nelson: «So Gott will.»