Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel zwei Palästinenser getötet. Ein weiterer schwebte demnach nach einem Kopfschuss in Lebensgefahr. Die israelische Armee bestätigte, dass zwei Menschen an der Grenze durch Schüsse getroffen wurden. Dabei habe es sich um die «Hauptanstifter» gewalttätiger Unruhen gehandelt.
Mindestens 760 Menschen wurden bei den Unruhen verletzt, wie das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza und der palästinensische Rote Halbmond am Freitag mitteilten. Rund 260 davon erlitten Schusswunden, die Mehrheit durch Gummimantelgeschosse.
Am Abend griff Israel einen Stützpunkt und ein Waffenlager der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen an. Zuvor hatte Israel nach Armeeangaben eine Rakete aus dem Küstengebiet abgefangen. Bei dem israelischen Angriff wurden nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen zehn Menschen verletzt.
Die Hamas hatte für Freitag zum Beginn eines neuen Palästinenseraufstands (Intifada) aufgerufen. In Jerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen gingen nach den Freitagsgebeten Tausende Palästinenser auf die Strasse.
Vor allem Jugendliche verbrannten amerikanische Flaggen und Reifen, warfen mit Steinen und Flaschen auf israelische Sicherheitskräfte. Diese setzten auch Tränengas und Gummimantelgeschosse ein.
Die israelische Polizei war in Jerusalem mit zusätzlichen Hundertschaften präsent. Die israelische Armee hatte bereits zuvor entschieden, mehrere zusätzliche Bataillone ins Westjordanland zu verlegen.
Die Palästinenser gingen diplomatisch auf Distanz zu den USA. Nach der Entscheidung Trumps wird Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nach Angaben von Fatah-Vertretern US-Vizepräsident Mike Pence nicht wie geplant in Bethlehem treffen. Der Grossimam der wichtigsten sunnitischen Institution Al-Azhar in Kairo sagte aus Protest ebenfalls ein Treffen mit Pence ab.
Kundgebungen gegen Trumps Anordnung mit insgesamt zehntausenden Teilnehmern gab es unter anderem in der Türkei, dem Iran, Afghanistan, Ägypten, Jordanien, Libanon, Tunesien, Malaysia und Indonesien. In Istanbul zogen tausende Türken durch das konservative Viertel Fatih.
Rund 1000 in Griechenland lebende Palästinenser protestierten am Freitagabend im Zentrum Athens gegen den US-Entscheid. Vor dem griechischen Parlament zündeten sie eine israelische Flagge an.
In Berlin protestierten nach Polizeiangaben bis zu 1200 Menschen. Ein Polizeisprecher sagte, während der Demonstration seien zwei israelische Fahnen verbrannt worden. Die Kundgebung vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor sei «überwiegend störungsfrei» verlaufen. Verletzte habe es nicht gegeben. Die Demonstranten schwenkten palästinensische, türkische und syrische Flaggen.
US-Aussenminister Rex Tillerson erklärte unterdessen beschwichtigend in Paris, Trump habe mit seiner Aussage keinen Hinweis auf den abschliessenden Status von Jerusalem gegeben. Die US-Botschaft werde vermutlich weder in diesem noch im nächsten Jahr von Tel Aviv nach Jerusalem ziehen. Bisher unterhält kein ausländischer Staat seine Botschaft in Jerusalem.
Bei einer Dringlichkeitssitzung des Uno-Sicherheitsrats am Freitag in New York mussten die USA massive Kritik aller 14 anderen Mitglieder des Gremiums einstecken. Eine Erklärung des Uno-Sicherheitsrates gab es nicht - denn dazu wird die Vetomacht USA gebraucht.
Der endgültige Status Jerusalem ist einer der grössten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Israel eroberte 1967 im Sechs-Tage-Krieg unter anderem Ost-Jerusalem von Jordanien und annektierte den Stadtteil später. Die internationale Gemeinschaft erkennt diesen Schritt nicht an.
Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen künftigen unabhängigen Staat Palästina. Israel beansprucht die ganze Stadt für sich. Die Altstadt mit der Klagemauer und dem Tempelberg liegt in Ost-Jerusalem.