Am Donnerstag gab es in Israel Raketenalarm. Aus dem Libanon seien aus dem Nachbarland mindestens 34 Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert worden, teilte die israelische Armee am Nachmittag mit. Das nationale Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eiserner Dom) habe 25 Flugkörper abgefangen – fünf Raketen sind in Israel eingeschlagen. Videos in sozialen Medien zeigen, welche Schäden die Raketen hinterlassen. Israel schlug zurück. «Wir werden unsere Feinde treffen, und sie werden den Preis für jegliche Aggression zahlen», teilte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu (73) zum Beginn einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Donnerstagabend in Jerusalem mit.
Israelischen Rettungsdiensten zufolge wurden bei den Raketeneinschlägen mindestens zwei Menschen verletzt – ein Mann durch einen Granatsplitter und eine Frau auf dem Weg zum Schutzraum. Netanjahu hat nach dem Angriff eine Sicherheitssitzung einberufen. Der libanesische Verteidigungsminister Joav Galant kündigte ein Treffen mit hochrangigen Beamten an. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hiess es, dass Israels Artillerie Ziele im Grenzgebiet angreife.
Als Reaktion darauf hat Israel 15 155-mm-Granaten auf libanesisches Gebiet abgeschossen. Die israelische Armee habe «mehrere Granaten von ihren Stellungen an der Grenze» auf den Südlibanon abgefeuert, teilte die libanesische Nachrichtenagentur ANI am Donnerstag mit.
Hisbollah im Libanon sicherte Palästina Unterstützung zu
Nach Zusammenstössen auf dem Tempelberg in Jerusalem hatte die pro-iranische Hisbollah im Libanon palästinensischen Gruppen zuvor bei «Massnahmen gegen Israel» ihre uneingeschränkte Unterstützung zugesichert. Die Hisbollah verurteile «nachdrücklich den Angriff» auf die Al-Aksa-Moschee und bekunde ihre «volle Solidarität mit dem palästinensischen Volk und den Widerstandsgruppen», teilte die Miliz am Donnerstag mit. Sie verspreche, ihnen «bei allen Massnahmen» zum Schutz der Gläubigen «zur Seite zu stehen».
Nach Angaben der israelischen Polizei waren in der Nacht zum Mittwoch mehr als 350 Menschen festgenommen worden, nachdem sich «Unruhestifter» in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem verbarrikadiert hatten. Beamte seien mit Steinen beworfen und Feuerwerkskörper seien gezündet worden.
Konflikt im Gazastreifen
Nach den gewaltsamen Zusammenstössen zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern in der drittheiligsten Stätte des Islam waren am Mittwoch auch aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert worden, woraufhin Israel mit eigenen Angriffen reagierte.
Die Hisbollah kontrolliert weite Teile im Süden des Libanon. Sie unterhält zudem enge Verbindungen zur im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas sowie zu der ebenfalls dort aktiven militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Zuletzt hatte die pro-iranische Miliz im April vergangenen Jahres Raketen auf Israel abgefeuert. Das israelische Militär hatte darauf mit Artilleriefeuer reagiert.
Israel und der Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand. An der Grenze der beiden Staaten kommt es immer wieder zu Spannungen. Zu Raketenangriffen auf Israel bekannte sich in der Vergangenheit oftmals die mit dem Iran verbündete Hisbollah.
UN-Mission: «Lage sehr ernst»
Die UN-Friedensmission Unifil forderte beide Seiten zu Deeskalation aus. «Die Lage ist sehr ernst», hiess es von der Organisation. Die Blauhelme der Unifil überwachen seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon.
Netanjahu hat nach dem Raketenbeschuss aus dem Libanon ein hartes Vorgehen angedroht. Netanjahu sagte weiter, die interne Debatte in Israel werde das Land nicht davon abhalten, «überall und jederzeit» gegen die Feinde des Landes vorzugehen. Netanjahu nahm damit Bezug auf eine von der rechts-religiösen Regierung vorangetriebene Justizreform, die die israelische Gesellschaft seit Wochen spaltet.
«Unsere Feinde werden wieder lernen, dass israelische Bürger in Kriegszeiten zusammen und vereint stehen und die Aktionen des Militärs und der übrigen Sicherheitskräfte unterstützen, um unser Land und unsere Bürger zu schützen», sagte Netanjahu weiter. Verteidigungsminister Joav Galant wies zuvor das Militär an, sich auf «alle möglichen Reaktionen» vorzubereiten. (jwg/AFP/SDA)