Die Mikojan-Gurewitsch MiG-29, auch bekannt unter dem Nato-Codenamen Fulcrum (zu Deutsch: der Angelpunkt eines Hebels), ist Gegenstand der Diskussion. Die zweistrahligen Kampfflugzeuge aus der Sowjetzeit sollen von Polen an die Ukraine geliefert werden, um sie im Krieg gegen Russland einsetzen zu können.
Nur: Polen und die USA, die die Flugzeuge schlussendlich in die Ukraine bringen sollten, stellen sich abwechselnd gegen das Vorhaben, während der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) verzweifelt um die Maschinen bittet. Denn die ukrainischen Militärpiloten sind im Umgang mit diesen Flugzeugen ausgebildet worden. «Treffen Sie so schnell wie möglich eine Entscheidung, schicken Sie uns Flugzeuge!», sagte Selenski in einem am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video.
Kampfjets mit grossem Waffenarsenal
Polen verfügt im Jahr 2022 noch über 28 solcher Flugzeuge, wobei das Modell MiG-29GT, beziehungsweise Fulcrum-A/B, überwiegt. Diese stammen aus dem deutschen Bestand, der in den späten 80er-Jahren noch an die damalige DDR ausgeliefert wurden.
2003 wurden die Kampfjets für eine symbolische Summe von einem Euro pro Flugzeug an Polen übergeben, wie die Hersteller damals mitteilten. Nun sollen sie wieder die Besitzer wechseln und der Ukraine übergeben werden, um im Kampf gegen die Russen eingesetzt zu werden.
Die MiG-29 Fulcrum-A sind 17,32 Meter lang, 4,73 Meter hoch und weisen eine Spannweite von 11,36 Meter auf – dies ergibt eine Flügelfläche von etwas mehr als 38 Quadratmeter. Platz hat ein einziger Pilot in dem Flieger. Spitzengeschwindigkeit: 2390 km/h. Reichweite: 1430 Kilometer – und zwar mit einer Tankfüllung.
Die MiG-29 ist mit fest installierten Waffen der Art Grjasew-Schipunow GSch-301, einer sowjetischen Maschinenkanone, ausgerüstet. Ab der MiG-29A, zu welcher wohl auch die auszuliefernden polnischen Flieger gehören, sind die Maschinen auch mit Luft-Luft-Raketen unterschiedlichster Art ausgerüstet. Also Raketen, die aus der Luft gefeuert werden, um Objekte in der Luft zu treffen.
Zudem kann der Jet, laut Hersteller, mehrere Luft-Boden-Raketen, ungelenkte Bomben und freifallende Kernwaffen aufladen. Nebst den aktiven Waffen weisen die MiG-29-Flieger auch Täuschkörperwerfer vor – Objekte, die als Täuschung von feindlichen Luft-Luft-Raketen abgeworfen werden können – sowie Radarwarnsensoren.
MiG-29 überzeugen im Nahkampf
Der deutsch-russische Hersteller Mikojan-Gurewitsch preist auf seiner Website an, dass die MiG-29 «den westlichen Nato-Kampfjets im Luftkampf überlegen» sind. Und ist voll des Lobes. «Westliche Militärexperten rieben sich die Augen, nachdem sie die Flugeigenschaften der Luftwaffe-Kampfflugzeuge MiG-29 analysieren konnten.» Kein westlicher Kampfjet hätte Flugeigenschaften auf einem ähnlich hohen Niveau, heisst es. Und: «Diese Flugeigenschaften werden bei westlichen Kampfflugzeugen erst in der neuesten Generation wie Eurofighter EF 2000 Typhoon oder Lockheed Martin F-22 Raptor erreicht – also mit rund dreissigjähriger Verspätung». Die Stärke der Kampfjets sei der Nahkampf und sie seien bei «tieferen Geschwindigkeiten unschlagbar».
Allerdings: Das russische Militär nutzt unter anderem die neuere Version der MiG-29 – die RSK MiG-35. Dieses Flugzeug tätigte seinen Erstflug erst im Jahr 2007 und ist beinahe 700 Kilometer pro Stunde schneller als seine sowjetischen Geschwister. Zudem weisen die neueren Flieger einiges mehr an Waffen auf – ob sich also eine MiG-Lieferung an die Ukraine auszahlen würde, ist unklar.