Die türkische Hauptstadt Ankara wurde am Sonntagmorgen gegen 9.30 Uhr von einer Explosion erschüttert. Die Explosion ereignete sich im Zentrum der Stadt in der Nähe des Regierungsviertels, nur wenige Meter entfernt von Innenministerium und Parlament.
Innenminister Ali Yerlikaya (54) sprach unmittelbar nach dem Vorfall von einem Bombenanschlag. Zwei Terroristen waren mit einem Auto vorgefahren. Die Männer hatten zunächst Feuer eröffnet, bevor sich dann einer in die Luft sprengte.
Der andere wurde später von der Polizei durch einen Kopfschuss getötet. Die türkische Polizei hat Regierungsangaben zufolge eine zweite Explosion verhindert. Demnach sei der zweite Attentäter daran gehindert worden, sich ebenfalls in die Luft zu sprengen.
PKK soll hinter Anschlag stecken
Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK ist einem Bericht zufolge Drahtzieherin des Bombenanschlags. Die Aktion sei eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF einen Bericht der HPG, dem militärischen Arm der PKK, am Sonntag.
Zwei Polizisten wurden bei einem Schusswechsel leicht verletzt. Sie befinden sich derzeit in medizinischer Behandlung. Beide seien nicht in Lebensgefahr, berichtete Yerlikaya am Sonntagmorgen auf der Plattform X, ehemals Twitter.
«Letztes Zucken des Terrors»
Das türkische Parlament tagt planmässig am Sonntag erstmals seit der Sommerpause. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (69) sollte laut Plan an der Eröffnungssitzung am frühen Nachmittag teilnehmen. Nach dem Vorfall äusserte er sich im Parlament zu Wort. Er bezeichnete den Anschlag als «letztes Zucken des Terrors». Die «Schurken» hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen.
Der Sender NTV berichtete, das Parlament werde von Sicherheitskräften nach Sprengstoff durchsucht. Über die Identität der Angreifer war zunächst nichts bekannt.
Anschläge in der Türkei keine Seltenheit
Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Zudem sei eine Nachrichtensperre zu dem Thema verhängt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Yerlikaya rief Menschen dazu auf, Bilder von dem Vorfall in den sozialen Netzwerken zu löschen. Es seien bereits Ermittlungen gegen Nutzer eingeleitet worden.
In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmässig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben. Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die «Rechte der Kurden» und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen Türkei und PKK gescheitert. (nad/man)