Verspätete Züge, umgestürzte Bäume, umherfliegende Gegenstände und eingestellte Fährverbindungen: Das Sturmtief «Nadia» hat am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zum Teil orkanartige Böen und eine Sturmflut nach Norddeutschland gebracht.
Feuerwehren und die Polizei mussten Hunderte Male ausrücken. Eine Verschnaufpause gibt es nicht: Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge soll der Sturm noch bis Sonntagvormittag andauern. Und das Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt bereits vor der nächsten Sturmflut.
In Brandenburg gibt es ein Todesopfer zu beklagen, wie «Bild» berichtet: Ein Mann wurde von einem Wahlplakat erschlagen, das durch den starken Wind umgerissen worden war. Eine Reanimation durch ein Ambulanz-Team blieb erfolglos. Ein Begleiter wurde verletzt.
Hamburger Fischmarkt unter Wasser
Allein in Hamburg habe es bislang rund 300 Unwetter-Einsätze gegeben, sagte ein Polizeisprecher am frühen Sonntagmorgen. Zuvor hatte eine schwere Sturmflut den Fischmarkt im Stadtteil St. Pauli unter Wasser gesetzt. Wie ein dpa-Fotograf berichtete, zog es Hunderte Schaulustige zum Fischmarkt. Durch die Überflutungen wurden demnach mehrere Autos beschädigt.
In der Nacht zum Sonntag gab es nach Angaben des BSH auch an anderen Küstenabschnitten eine Sturmflut. «Zwar nicht überall eine schwere Sturmflut wie in Hamburg», sagte die Sprecherin. Es sei aber die gesamte deutsche Nordseeküste betroffen gewesen.
An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Schiff bleibt an Brücke hängen
In Hamburg und auf der Nordsee kam es ausserdem zu zwei Vorfällen mit Schiffen: Im Hamburger Hafen fuhr sich ein Binnenschiff unter einer Brücke fest. Das Schiff sei beim Durchfahren mit dem Steuerhaus an der Freihafenelbbrücke hängengeblieben und habe sich verklemmt, sagte ein Polizeisprecher. Verletzte gab es ersten Erkenntnissen zufolge nicht. An Bord des Schiffes befanden sich demnach zwei Menschen. Die Unfallursache war zunächst unklar. Es sei möglich, dass sich der Kapitän wegen des steigenden Wasserstandes der Elbe verschätzt habe.
Der zweite Vorfall ereignete sich 16 Seemeilen (rund 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste. Dort trieb ein unbeladener Frachter mehrere Stunden im Meer. Die 190 Meter lange «Vienna» hatte wegen des Sturms erkennbar Probleme zu manövrieren, wie ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Sonntagmorgen mitteilte. Die Maschine sei zu schwach gewesen, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Daher wurden unter anderem Notschlepper zu dem Havaristen entsandt. Der Frachter sei nach etwa sechs Stunden gesichert worden.
«Hätten wir nicht eingegriffen, wäre das Schiff zu einem Risiko für die Küste geworden», sagte der Sprecher. Die 24 Crewmitglieder blieben nach ersten Erkenntnissen unverletzt. Der Frachter, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt, wurde nicht beschädigt. Um die Schleppverbindung herzustellen, wurden demnach mehrere speziell ausgebildete Seeleute von einem Bundespolizei-Hubschrauber bei Windstärke 10 auf den Frachter abgeseilt.
Einsätze auch in Schleswig-Holstein
Zu weiteren Einsätzen kam es etwa auch in Schleswig-Holstein. Allein im Norden des Landes mussten die Feuerwehren etwa 120 Mal ausrücken. Die Feuerwehr in Bremen war nach Angaben eines Sprechers in der Nacht mehr als 40 Mal im Einsatz. Der Sturm bescherte auch Feuerwehr und Polizei in Mecklenburg-Vorpommern viele Einsätze.
Wegen Sturmschäden kam es in Norddeutschland ausserdem zu massiven Problemen im Bahnverkehr. Am frühen Samstagabend stellte die Deutsche Bahn den Fernverkehr in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen für etwa 50 Minuten ein. Betroffen waren insbesondere die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin. Dort komme es auch weiterhin zu grossen Beeinträchtigungen, wie ein Sprecher sagte
Wegen der Unwetterwarnungen wurden auch zahlreiche Fährverbindungen in Nord- und Ostsee am Wochenende gestrichen. (SDA/noo)