Der neue Chef der afghanischen Taliban, Mullah Akhtar Mansur, hat eine Fortsetzung des Kampfes gegen die prowestliche Regierung in Kabul angekündigt und damit Hoffnungen Washingtons auf eine Befriedung Afghanistans zunichtegemacht. Die US-Regierung hatte zuvor die Taliban aufgerufen, das Versöhnungsangebot der afghanischen Regierung anzunehmen.
«Eine Spaltung in unseren Rängen wird nur unsere Feinde zufriedenstellen und uns weitere Probleme bereiten», sagte Mansur in einer Audiobotschaft, die Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid an Journalisten verteilte. «Es ist unser aller Verantwortung, den Dschihad fortzuführen, bis wir den islamischen Staat etabliert haben.»
Ob in der Rede wirklich die Stimme Mansurs zu hören ist, war unabhängig zunächst nicht verifizierbar. Mudschahid ist für die gesamte Kommunikation der Rebellen verantwortlich, insofern gilt er als zuverlässige Quelle.
Ernennung Mansurs spaltet die Taliban
Die Taliban hatten ihn laut einer Mitteilung vom Freitag offiziell zum Nachfolger des langjährigen Anführers Mullah Omar bestimmt. Am Vortag hatten sie Omars Tod bestätigt, der sich nach Angaben der afghanischen Regierung bereits vor mehr als zwei Jahren ereignete.
Die Ernennung Mansurs zum neuen Anführer ist innerhalb der Taliban aber nicht unumstritten. Seine Ernennung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Taliban einen internen Richtungsstreit führen und die Gruppe Konkurrenz durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erhält.
Widerstand erhält Mansur vor allem von einigen Mitgliedern der Quetta-Schura, dem Führungsgremium der Taliban, die Pakistan vorwerfen, zu viel Einfluss auf die Gruppe zu nehmen. Mansur verbrachte in dem Nachbarland Teile seines Lebens. Mansur gilt zudem als moderat, pragmatisch und als Unterstützer der jüngst aufgenommenen Friedensgespräche mit Kabul.
Experten gehen deshalb davon aus, dass der Friedensprozess unter Mansur gestärkt wird. Doch gibt gibt es mehrere Taliban-Vertreter, die den Friedensgesprächen kritisch gegenüberstehen. Mehrere Taliban-Kommandanten stellten die Legitimität der am 7. Juli aufgenommenen Gespräche zuletzt offen in Frage.
Drogenhandel und Selbstmordattentate
Viel ist über den designierten Nachfolger von Mullah Omar nicht bekannt. Offenbar gehört er zur Volksgruppe der Paschtunen und wurde 1960 in der Provinz Kandahar geboren.
Von 1996 bis zum Sturz der Taliban 2001 durch eine Militäroffensive unter Führung der USA war Mansur Luftfahrminister Afgahnistans. Danach sei er aus dem Land geflohen, 2006 zurückgekehrt und seit 2007 Gouverneur der Taliban für die Provinz Kandahar. Er spricht Paschtu, Urdu, Arabisch und Dari und habe gute Verbindungen zu den pakistanischen Behörden.
Er soll ausserdem in den Drogenhandel involviert und direkt an der Planung verschiedener Terroranschläge beteiligt gewesen sein, unter anderem auch an Selbstmordattentaten. (gr/SDA)