Theresa May löst David Cameron ab
Ab Mittwoch regiert wieder eine «Eiserne Lady»

Im Wettbewerb um die Nachfolge des britischen Premierministers David Cameron gibt die Bewerberin Andrea Leadsom auf. Es bleibt nur noch Theresa May übrig. Schon ab Mittwochabend soll sie regieren.
Publiziert: 11.07.2016 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:26 Uhr
Theresa May wird neue Premierministerin von Grossbritannien
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David Cameron tritt übermorgen zurück:Theresa May wird neue Premierministerin von Grossbritannien

Die Nachfolge von Noch-Premier David Cameron dürfte geklärt sein, bevor es überhaupt zu einem richtigen Wahlkampf gekommen ist. Andrea Leadsom hat sich heute gleich selbst aus dem Rennen genommen.

Die 53-Jährige verkündete ihren Verzicht heute Mittag in London. Leadsom sagte, May sei am besten geeignet, die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union zu führen. Was sie selbst angehe, so habe sie nicht den Eindruck, dass es für sie ausreichend Unterstützung gebe, um eine stabile Regierung zu führen, fügte Leadsom hinzu.

Damit ist Innenministerin Theresa May alleinige Kandidatin und wird aller Voraussicht nach neue Vorsitzende der konservativen Torys und damit auch Premierministerin - und zwar schon diesen Mittwochabend! Denn zuvor wird David Cameron zurücktreten. Dies vorzeitig und nicht erst im Oktober wir er nach der verlorenen Brexit-Abstimmung angekündigt hat.

May hat wiederholt betont, dass sie ein zweites Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union ablehnt. Auch dem Versuch eines Wiedereintritts durch die Hintertür erteilte sie eine Absage.

Bereits vergleicht man sie mit der einstigen Premierministerin Margaret Thatcher (†87), bezeichnet sie als neue «Eiserne Lady», als «Thatcher 2.0», als eine Frau «hard as nails»: stahlhart. Jene, die lieber in der EU geblieben wären, halten sie für eine schlechte Kandidatin. Bloss seien die anderen noch viel schlimmer.

May profitierte davon, dass sich die Konservativen Top-Shots nach dem Brexit-Entscheid gegenseitig zerfleischten.

Erst brachte der Brexit-Befürworter und ehemalige Londoner Bürgermeister, Boris Johnson (52), seinen einstigen Saufkumpanen David Cameron als Premierminister zu Fall. Dann wurde er selbst Opfer eines hinterhältigen Verrats (BLICK berichtete). Ausgerechnet sein Handlanger in der Austritts-Kampagne, Justizminister Michael Gove (48), stellte sich selbst zur Wahl und warf Johnson «fehlende Führungsqualitäten» vor. 

Die britische Innenministerin Therese May bei der Ankündigung ihrer Premier-Kandidatur am 30. Juni in London.
Foto: AP/Matt Dunham

Doch mit seinem Mini-Coup hat sich der unbeliebte Gove innerhalb der Partei ins Abseits manövriert. Er schied aus dem Rennen. Einmal mehr bewahrheitet sich ein geflügeltes Wort der britischen Politik: «Wer das Messer schwingt, trägt nie die Krone».

Die Pfarrerstochter May machte nicht dank Charisma Karriere oder weil sie beim Volk besonders beliebt wäre. Sondern durch Sacharbeit. Sie gilt als hartnäckige, pragmatische Politikerin. Seit sechs Jahren leitet sie das Innenministerium – länger als jeder in den vergangenen 50 Jahren. Sie tat dies so effektiv, dass sie sich zwar nicht die Sympathie, dafür aber den Respekt des Parlaments erarbeitete.

May hielt sich aus den Intrigen raus

Die Pfarrerstochter May machte nicht dank Charisma Karriere oder weil sie beim Volk besonders beliebt wäre. Sondern durch Sacharbeit. Sie gilt als hartnäckige, pragmatische Politikerin. Seit sechs Jahren leitet sie das Innenministerium – länger als jeder in den vergangenen 50 Jahren. Sie tat dies so effektiv, dass sie sich zwar nicht die Sympathie, dafür aber den Respekt des Parlaments erarbeitete.

Etwas anderes hatte sie nie gesucht: «Ich weiss, ich bin keine prahlerische Politikerin», sagte sie vergangene Woche. «Ich klappere nicht die TV-Studios ab, ich tratsche nicht über andere beim Mittagessen, ich trinke nicht in den Bars des Parlaments.» Lieber mache sie ihren Job. 

Lange sprach May nicht über ihr privates Leben. Sie gilt als unnahbar und tough. Auffälligstes Merkmal sind ihre Schuhe: Mal im Leoparden-, mal im Schlangen-, mal im Zebramuster. In jüngster Zeit öffnete sie sich vermehrt, sie sprach über ihre Diabetes und dass sie mit ihrem Mann, einem Investmentbanker, keine Kinder haben könne.

May will keine zweite Thatcher sein

Gegen die Vergleiche mit Margaret Thatcher hat sie sich stets gewehrt: «Ich habe kein Vorbild, dem ich nachstrebe», sagt sie bei einem Frauen-Forum im Oktober, «Ich gehe da raus und sage, was ich für richtig halte.» Ihr Handeln ist weniger von Ideologie bestimmt als davon, was sie für moralisch richtig hält. Darin ähnelt sie der derzeit mächtigsten Frau in Europa: der deutschen Kanzlerin Angela Merkel.

Mays Politik auf gewisse Positionen festzunageln, ist daher nicht einfach. Einst galt sie als eher progressiv. Legendär ist ihre Rede beim Parteitag von 2002, als sie sich mit dem Ruf der Konservativen als «nasty party» auseinandersetzte und für eine sozialere Partei warb. Sie bezeichnet sich als Feministin und stimmte für die Homo-Ehe.

Doch bei der Einwanderung ist sie ein Hardliner nah am rechten Flügel. So sagte sie nach dem Brexit-Entscheid, es gäbe keine Garantie dafür, dass EU-Bürger in Grossbritannien bleiben können. Eine Aussage, die viele schockierte.

«Brexit bedeutet Brexit»

Diffus ist ihre Position in der EU-Frage. Sie ist weder europhil noch ausgesprochene EU-Gegnerin. Nur zurückhaltend hat sie sich für den Verbleib in der Union ausgesprochen – und schwieg sonst. Aus dieser Mitte-Position könnte sie die gespaltenen Konservativen versöhnen. Oder am rechten Brexit-Lager scheitern.

Dass sie dies verhindern will, machte May zu Beginn ihrer Kandidatur klar: «Brexit bedeutet Brexit», sagte sie. «Es darf keine Versuche geben, in der EU zu bleiben, keine Versuche, über eine Hintertür wieder einzutreten und kein zweites Referendum.» Damit bleibt sie ihrem Motto unmissverständlich treu: Mit dem Brexit klar kommen – und weiterarbeiten. (mey/cat/SDA)

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