«Das Testergebnis ist positiv», sagte er am Dienstag vor Journalisten. «Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.»
Am Tag zuvor hatte der Staatschef über Fieber und Gliederschmerzen geklagt. Daraufhin sagte er einige Termine ab und machte in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasília einen Coronatest. Nach dem positiven Ergebnis will Bolsonaro nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen. Die Wirksamkeit des Malaria-Mittels gegen die Lungenerkrankung Covid-19 ist bislang nicht bewiesen. Genau wie sein Vorbild in Washington hält auch der «Tropen-Trump» das Medikament aber für ein Wundermittel.
In den kommenden Tagen werde er in seiner Residenz in Brasília bleiben und die Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen, kündigte Bolsonaro an. Für diese Woche geplante Reisen nach Bahia und Minas Gerais habe er abgesagt. Nach seinem positiven Corona-Test, liessen sich mindestens zehn Minister seines Kabinetts ebenfalls auf das Virus untersuchen.
Genesungswünsche aus der Politik
Nach Jair Bolsonaros positivem Corona-Test haben zahlreiche Genesungswünsche den brasilianischen Präsidenten erreicht. Angesichts seiner laxen Gesundheitspolitik wurde allerdings auch Kritik an dem Verhalten des Staatschefs laut. Unterdessen stieg die Zahl der Corona-Toten im grössten Land Lateinamerikas binnen 24 Stunden um 1254 - einer der höchsten Werte der vergangenen Wochen.
US-Präsident Donald Trump wünschte Bolsonaro am Dienstag (Ortszeit) eine «rasche Besserung». Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, «dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt». Auch mehrere brasilianische Gouverneure schickten Genesungswünsche nach Brasília.
Brasilien als Corona-Brennpunkt
Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem grössten Land Lateinamerikas 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 65 487 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.
«Ich hoffe, dass sich der Präsident vom Coronavirus erholt, damit er Rechenschaft über seine Aktionen während der Pandemie ablegen kann», schrieb der Politologe Maurício Santoro von der Universität Rio de Janeiro auf Twitter. «Die Zehntausenden Toten und ihre Angehörigen verdienen diese Geste des Respekts.»
Coronavirus sei eine «leichte Grippe»
Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Bolsonaro selbst bezeichnete das Coronavirus immer wieder als «leichte Grippe» und stemmte sich gegen Schutzmassnahmen. Immer wieder zeigte er sich ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, liess sich von seinen Fans feiern, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern.
Bolsonaro gehört zur Risikogruppe
«In meinem speziellen Fall, aufgrund meines sportlichen Hintergrunds, müsste ich mir keine Sorgen machen, wenn ich mit dem Virus infiziert wäre», sagte er einmal. Tatsächlich war Bolsonaro in seiner Militärzeit ein guter Fünfkämpfer. Mit 65 Jahren gehört er mittlerweile allerdings zur Risikogruppe. Zudem war er in den vergangenen Jahren mehrfach operiert worden, nachdem er während des Wahlkampfs 2018 von einem Attentäter schwer mit einem Messer verletzt worden war.
Ohne Maske unterwegs
Auch am Wochenende war Bolsonaro wieder viel unter Menschen, teilweise ohne Maske: Am Samstag nahm er gemeinsam mit mehreren Ministern und einem seiner Söhne an einem Essen anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages in der US-Botschaft teil. Zudem flog er in den Bundesstaat Santa Catarina, um sich nach den schweren Unwettern ein Bild der Lage zu machen.
Bolsonaro treibt Gesundheitsminister in den Wahnsinn
Im Streit um den richtigen Umgang mit der Pandemie warfen bereits zwei Gesundheitsminister das Handtuch. Zuletzt legte Bolsonaro sein Veto gegen eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Kirchen, Geschäften und Schulen ein. Der rechte Staatschef fürchtete vor allem die wirtschaftlichen Schäden eines Lockdowns. «Das Leben geht weiter. Brasilien muss produzieren», sagte er am Dienstag. «Müssen wir uns wegen des Virus Sorgen machen? Ja. Aber auch wegen der Arbeitslosigkeit, die es ebenfalls gibt.»
Schutzmassnahmen auf eigene Faust
Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmassnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars wieder, auf der Strandpromenade an der Copacabana tummeln sich bereits wieder zahlreiche Menschen. (SDA)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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