Nachbarn wollen nicht für alle öffnen
Schweden sind empört über geschlossene Grenzen

Dänemark, Finnland und Norwegen wollen ihre Grenzen schon bald wieder ganz öffnen. Ob die Lockerung auch gegenüber dem gemeinsamen Nachbarn Schweden gilt, ist aber wegen dessen hoher Corona-Todesrate noch unklar.
Publiziert: 21.05.2020 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2021 um 10:41 Uhr
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Schweden zählt wegen der lockeren Handhabung viele Corona-Tote. Auf dem Mynttorget in Stockholm wurden für sie Blumen niedergelegt.
Foto: AFP
Guido Felder

Mit seinem lockeren Corona-Umgang schadet sich Schweden selbst. Die Nachbarländer Dänemark, Norwegen und Finnland zögern, ihre Reisebeschränkungen für Schweden bald wieder aufzuheben. Zu hoch sei die Gefahr, dass das tödliche Virus eingeschleppt werden könnte. Schweden spricht von Diskriminierung.

Dänemark, Norwegen und Finnland hatten strenge Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus durchgesetzt. Die Opferzahlen in den drei Ländern sind laut relativ tief: Bis Donnerstag gab es in Dänemark 554 Corona-Tote, in Norwegen 234 und in Finnland 306. In Schweden verzichtete man auf Verbote. Bilanz: 3831 Tote!

«Auf Normalisierung warten»

Mehrere Oppositionsparteien des sozialdemokratisch regierten Königreichs Dänemarks pochen daher darauf, die Grenzen bis 1. Juni nur zu Deutschland und Norwegen wieder zu öffnen. Jakob Ellemann-Jensen (46) etwa, Chef der liberalen Venstre-Partei, sagte: «Ich denke nicht, dass wir mit der Öffnung der Grenze zu Deutschland so lange zuwarten sollten, bis es gerechtfertigt ist, die Grenze zu Schweden zu öffnen. Wenn es aus gesundheitlicher Sicht nicht gerechtfertigt ist, die Grenzen zu Schweden zu öffnen, können die Schweden bleiben und die Deutschen können kommen.»

Auch Søren Pape Poulsen (48), Chef der Konservativen Volkspartei, will die Restriktionen nur gegenüber Deutschland und Norwegen aufheben, nämlich «zu Ländern, die Kontrolle über die Infektion haben». Und Peter Skaarup (56), Fraktionschef der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei sagte: «Dänemark muss auf eine Normalisierung in Schweden warten.»

Baltisches Modell für Nordländer unmöglich

In Finnland finden ähnliche Diskussionen statt. Als sich vor einer Woche die baltischen Staaten zu einer «Reiseblase» zusammenschlossen, um den freien Verkehr zwischen Estland, Lettland und Litauen zu ermöglichen, sagte die grüne finnische Innenministerin Maria Ohisalo (35), dass dieses Modell für die nordischen Länder nicht möglich sein. Zu hoch sei die Infektionsrate in Schweden. Ohisalo: «Norwegen, Dänemark und Island haben es geschafft, ihre Situation zu stabilisieren, aber in Schweden ist die Situation alarmierender.»

Zurzeit herrschen unter den nordischen Ländern strikte Grenzregeln. Norweger dürfen Schweden zwar besuchen, müssen sich aber nach der Rückreise zehn Tage in Quarantäne begeben. Die norwegische Regierung will im Juni entscheiden, ob die Beschränkungen beibehalten werden sollen oder nicht.

Schweden empört

Schweden ist empört über die Diskussionen in den umliegenden Ländern. Die sozialdemokratische Aussenministerin Ann Linde (58) sagte an der Konferenz der EU-Aussenminister: «Auf schwedischer Seite betonen wir, was die Europäische Kommission ebenfalls gesagt hat, dass es keine Diskriminierung einzelner Länder geben darf, sondern dass für die Öffnung eine gemeinsame Meinung herrschen sollte.»

Anna Hallberg (56), sozialdemokratische Ministerin für Aussenhandel und nordische Zusammenarbeit, doppelte nach: «Wir halten es für nicht akzeptabel, dass ein Land ein anderes Land aufgrund offener Grenzen im Binnenmarkt diskriminiert.»

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