Nach Zwischenfällen
Diese Länder stoppen Astrazeneca-Impfungen

Mehrere Länder in Europa treten bei der Impfung mit dem Corona-Wirkstoff von Astrazeneca auf die Bremse. Dies, nachdem es jüngst zu mehreren Zwischenfällen bei Patienten gekommen war.
Publiziert: 15.03.2021 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2021 um 20:28 Uhr
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Die Skepsis gegenüber dem Astrazeneca-Wirkstoff nimmt zu.
Foto: AFP

Die Vorbehalte gegenüber dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca nehmen zu. Seit Montag sind die Impfungen mit Astrazeneca auch in Deutschland vorübergehend ausgesetzt. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium mit.

Es verwies auf eine aktuelle Empfehlung des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts zu notwendigen weiteren Untersuchungen. Auch Frankreich gab am Montag bekannt, die Impfungen mit Astrazeneca vorübergehend auszusetzen. Präsident Emmanuel Macron (43) sagte an einer Pressekonferenz, man wolle die Impfungen für 24 Stunden unterbrechen und weitere Information abwarten.

Bald kamen weitere Länder hinzu, welche die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aussetzen. So stoppten auch Schweden, Portugal, Luxemburg, Lettland und Litauen den Einsatz.

Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic bestätigt gegenüber BLICK, dass es deswegen mit Astrazeneca sowie mit den Partnerbehörden in Kontakt sei. «Europaweit wird aktuell abgeklärt, ob die zeitlich nach den Impfungen gemeldeten Ereignisse einen kausalen Zusammenhang mit dem Impfstoff haben könnten oder nicht», sagt Mediensprecher Lukas Jaggi.

In der Schweiz ist die Impfung von Astrazeneca noch nicht zugelassen. Die jüngsten Ereignissen dürften aber Einfluss auf das Zulassungsverfahren haben. «Dies kann gegebenenfalls zu einer neuen Bewertung des Nutzen-Risiko Verhältnisses führen», sagt Jaggi. Im Falle einer Zulassung werde dies dann in der genehmigten Arzneimittelinformationen ausgewiesen.

«Sicherheit steht an oberster Stelle»

Auch Astrazeneca Schweiz nimmt zu den Vorwürfen Stellung: «Sicherheit steht an oberster Stelle und das Unternehmen überwacht die Sicherheit seines Vakzins kontinuierlich», heisst es in einer Medienmitteilung. Bisher gäbe es keinen Nachweis für ein erhöhtes Risiko für etwa eine Lungenembolie in einer bestimmten Altersgruppe, einer Geschlechtsgruppe, einer Charge oder einem bestimmten Land.

Das habe eine eingehende Überprüfung aller vorliegenden Sicherheitsdaten von über 17 Millionen mit COVID-19 Vaccine Astrazeneca geimpften Personen in der Europäischen Union und Grossbritannien gezeigt.

393'000 Dosen in Italien beschlagnahmt

Die italienische Region Piemont hat nach dem Tod eines Musiklehrers ebenfalls sämtliche Astrazeneca-Impfungen ausgesetzt. Zudem seien rund 393'000 Dosen des Impfstoffs beschlagnahmt worden, teilen die Carabinieri mit. Der Musiklehrer starb am Sonntag in der Kleinstadt Biella. Er erhielt rund 17 Stunden zuvor seine Impfung.

Italien setzte kurz nach dem Vorfall sämtliche Astrazeneca-Impfungen aus. Wenige Stunden später durfte allerdings wieder geimpft werden – ausgenommen war lediglich die Charge, die der Musiklehrer erhielt.

Spanien schliesst sich an

Auch Spanien hat die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt. Der Impfstoff werde nicht eingesetzt, bis die Europäische Arzneimittel-Behörde (EMA) und der Sicherheitsausschuss der Behörde (PRAC) einen detaillierten Bericht über die gemeldeten Fälle von Thrombosen der Hirnvenen nach Impfungen mit dem Astrazeneca-Präparat vorgelegt habe, sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias.

Zypern will auf Sputnik setzen

Der EU-Inselstaat Zypern setzt vorübergehend die Corona-Impfungen mit Mitteln des Herstellers Astrazeneca aus und will 50'000 Dosen des russischen Präparats Sputnik V kaufen. «Dies (den Kauf) werden wir machen, sobald die Impfstoffe aus Russland von den europäischen Gesundheitsbehörde genehmigt sind», sagte Regierungssprecher Kyriakos Koushios am Dienstag im Staatsrundfunk (RIK).

Eine Sprecherin des zyprischen Gesundheitsministeriums sagte im RIK, die Aussetzung der Astrazeneca-Verimpfungen gelte, bis eine Analyse der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zeige, wie es weitergehen soll.

Auch Niederlande verhängen Stopp

Nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen setzen jüngst auch die Niederlande die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca aus – vorerst für zwei Wochen. Es handle sich dabei um eine «Vorsichtsmassnahme», so die niederländische Arzneimittelbehörde. «Die entscheidende Frage ist, ob die Beschwerden nach oder wegen der Impfung auftraten», erklärte Gesundheitsminister Hugo de Jonge.

Klar ist aber auch: In den Niederlanden ist bislang kein Fall bekannt, bei dem es zu schwereren Nebenwirkungen gekommen sei. Der Minister empfahl jedoch allen Geimpften, die nach einer Injektion des Astrazeneca-Vakzins unerwartete Symptome entwickeln, einen Arzt zu kontaktieren.

Anders als andere europäische Staaten setzt Tschechien die Verabreichung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca vorerst nicht aus. «Der positive Nutzen des Impfstoffs ist unleugbar – und es gibt keinen Grund für Befürchtungen», sagte Gesundheitsminister Jan Blatny nach einer Kabinettssitzung am Montag in Prag.

Zusammenhang zwischen Impfung und Zwischenfällen nicht geklärt

Zuerst hatte Dänemark am Donnerstag die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers ausgesetzt. Die dänische Gesundheitsbehörde verwies auf Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Geimpften. Es sei allerdings noch nicht abschliessend geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen gebe. Seither verkündeten auch Norwegen, Island, Bulgarien und zuletzt Irland die Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca.

Der Impfstoff von Astrazeneca ist seit Januar in der EU zugelassen. In Deutschland und mehreren anderen europäischen Länder war das Vakzin zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen worden, weil belastbare Daten für die Wirksamkeit bei älteren Menschen zunächst fehlten. Inzwischen wird der Impfstoff aber auch für Senioren empfohlen. (cat/zis/bra/uro/SDA/AFP)

Astrazeneca-Impfstoff weniger wirksam
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Chaos bei der EU-Zulassung:Astrazeneca-Impfstoff weniger wirksam
Britische Behörde setzt weiter auf Astrazeneca

Anders als mehrere andere europäische Länder nutzt Grossbritannien weiter den Corona-Impfstoff von Astrazeneca. «Wir prüfen die Berichte genau, aber angesichts der grossen Anzahl verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf natürliche Weise auftreten können, deuten die verfügbaren Beweise nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist», sagte Phil Bryan von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) einer Mitteilung zufolge. «Alle Menschen sollten sich gegen Covid-19 impfen lassen, wenn sie dazu aufgefordert werden», sagte Bryan.

Zuletzt hatte die Impfkommission sich für einen vorübergehenden Stopp der Impfungen mit dem Präparat ausgesprochen, das der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat. Es handele sich um eine Vorsichtsmassnahme. Zuvor waren einzelne Fälle in Dänemark und Norwegen bekanntgeworden, in denen schwere Blutgerinnsel nach der Verabreichung des Mittels auftraten. In Grossbritannien wurden bisher keine Fälle schwerer Nebenwirkungen bekannt. (SDA)

Anders als mehrere andere europäische Länder nutzt Grossbritannien weiter den Corona-Impfstoff von Astrazeneca. «Wir prüfen die Berichte genau, aber angesichts der grossen Anzahl verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf natürliche Weise auftreten können, deuten die verfügbaren Beweise nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist», sagte Phil Bryan von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) einer Mitteilung zufolge. «Alle Menschen sollten sich gegen Covid-19 impfen lassen, wenn sie dazu aufgefordert werden», sagte Bryan.

Zuletzt hatte die Impfkommission sich für einen vorübergehenden Stopp der Impfungen mit dem Präparat ausgesprochen, das der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat. Es handele sich um eine Vorsichtsmassnahme. Zuvor waren einzelne Fälle in Dänemark und Norwegen bekanntgeworden, in denen schwere Blutgerinnsel nach der Verabreichung des Mittels auftraten. In Grossbritannien wurden bisher keine Fälle schwerer Nebenwirkungen bekannt. (SDA)

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