Sie wollte ihre Position eigentlich stärken, doch für die britische Premierministerin Theresa May kam es letzte Woche zur Wahlschlappe: Anstatt ihre knappe absolute Mehrheit im Unterhaus auszubauen, verlor May diese komplett (BLICK berichtete).
Pikant: May soll die überraschenden Neuwahlen auf Anraten von Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission, im April ausgerufen haben.
«Er hat ihr gesagt, sie soll es tun», erzählt eine EU-Quelle dem «Observer». Juncker habe ihr gesagt, dass die bisherige Mehrheit von 17 Sitzen für die umstrittensten Punkte in den Brexit-Verhandlungen nicht reichen würden. Dazu zählen auch die «Scheidungskosten» von Grossbritannien von der EU, die auf 100 Milliarden Euro geschätzt werden.
Geplanter Schachzug?
Mit mehr Sitzen im Unterhaus würden jene Verhandlungen also erleichtert, soll er seinen Vorschlag begründet haben. War das ein geplanter Schachzug Junckers?
Denn Theresa May vertrat bisher eine harte, kompromisslose Haltung in den Brexit-Verhandlungen. Sie wollte das Land nach dem Brexit aus dem EU-Binnenmarkt führen und strebte stattdessen ein Freihandelsabkommen mit der EU an. Kein Abkommen sei besser als ein schlechtes, war ihre Meinung zum Brexit.
Die EU und damit Kommissionspräsident Juncker mussten sich deshalb auf harte Verhandlungen einstellen. Damit ist es nun vorbei. Juncker steht nach der Wahlschlappe von May einer schwachen Verhandlungspartnerin gegenüber.
Ein «weicher» Brexit möglich
Das könnte nun eine Chance für einen «weichen» Brexit sein, meint die «FAZ». May stehe nun viel schwächer da als zuvor. Auch die geplante Regierungskoalition mit der nordirischen Rechtspartei Democratic Unionist Party (DUP) sei lediglich eine Notlösung.
Um ihre Position im Unterhaus zu stabilisieren, müsste die Premierministerin einen grossen Schritt auf die Labour-Partei zugehen, wie die «FAZ» schreibt. Auch wenn Labour-Chef Jeremy Corbyn den Brexit befürwortet, so wolle er doch auch, dass sein Land vom EU-Binnenmarkt und der Zollunion profitiere.
May hat das wohl auch schon erkannt: Am Freitag sagte sie, sie werde auf einen «erfolgreichen Brexit-Deal» hinarbeiten, der für jeden in diesem Land «funktioniert».
Der EU kann das nur recht sein. Einfacher werden die Verhandlungen dadurch aber nicht. (maz)