Nach Überfall durch maskierte Männer in Nordirland
Witwer (100) dankt Schweizerin mit einem Date

Nach einem dreisten Überfall bot eine Schweizerin dem 100-jährigen Nordiren Pat Gillespie Hilfe an. Der macht ihr nun ein besonderes Angebot.
Publiziert: 02.11.2017 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:21 Uhr
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Wurde ausgeraubt: Pat Gillespie aus dem nordirischen Strabane.
Foto: Belfast Telegraph
Guido Felder

Pat Gillespie aus dem nordirischen Strabane feiert am 2. Dezember seinen 101. Geburtstag. Doch der in der ganzen Stadt bekannte und beliebte Mann denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Fast täglich steht er in seinem kleinen Museum, in dem er 32 alte Velos ausgestellt hat, dazu Nummernschilder aus der ganzen Welt und Spielzeugautos.

Am vergangenen Freitag erlebte Gillespie den Schock seines Lebens: Drei Maskierte überfielen ihn zu Hause. Sie drückten ihn auf einen Stuhl, durchwühlten das Schlafzimmer und seine Taschen und machten sich mit Bargeld davon. «Ich war so schockiert», sagt Gillespie im «Belfast Telegraph».

Schlafsack schon bereit

Die Berichterstattung in den Medien hatte eine riesige Solidaritätswelle zur Folge. Gillespie bekam Postkarten und Briefe, in einigen lagen Geldscheine. Auch aus der Schweiz meldete sich bei der nordirischen Zeitung eine Frau, die den überfallenen Mann mit 500 Pfund unterstützen wollte. Doch Gillespie wehrt ab: «Ich brauche kein Geld, ich bin kein Bettler.»

Gillespie hat einen ganz anderen Wunsch: Er würde die nette Frau aus der Schweiz gerne persönlich treffen. Gillespie: «Ich möchte sie nach Strabane einladen.» Sie könnte auch bei ihm übernachten. «Ich habe zwar kein bequemes Bett, aber sie kann meinen Schlafsack benützen.»

Seit 23 Jahren Witwer

Gillespie arbeitete früher in einer Autogarage. Vor 23 Jahren verlor er seine geliebte Eileen, mit der er acht Kinder grossgezogen hat. Jeden Tag fährt er zu ihrem Grab – mit dem Velo. «Sie war eine fantastische Frau, die beste, die es je gab.» Nur einmal hätten sie sich gestritten: «Es ging ums Tanzen. Sie liebte es, ich hasste es.»

Bei der Schweizer Frau, die Gillespie nun treffen möchte, handelt es sich um die 58-jährige Rosemary Hill aus Genf. Vor 35 Jahren reiste die Britin aus London in die Schweiz, um drei Wochen als Dolmetscherin zu arbeiten. Sie blieb, weil es ihr in der Schweiz so gut gefällt. Dieses Jahr wurde sie eingebürgert.

Postkarte statt Besuch

Rosemary Hill ist entsetzt darüber, was dem Nordiren passiert ist. «Ich habe genug von diesen Verbrechern, die sich verletzliche, alte Menschen als leichte Opfer aussuchen. Man sollte sie dazu verdonnern, ein Jahr lang gratis WC zu putzen», sagt sie zu BLICK. Dazu werde es aber gar nicht kommen, weil es der Polizei sowieso nicht gelingen werde, die Täter zu fassen, glaubt sie. «Man fühlt sich so hilflos, darum will ich helfen» sagt Hill.

Pat Gillespies Wunsch, sie zu treffen, kann die Single-Frau im Moment nicht erfüllen. Im Moment liege es für sie nicht drin, nach Nordirland zu fliegen. Hill: «Aber ich werde ihm eine Karte aus Genf schreiben. Und wenn ich mal Zeit habe und in der Nähe bin, gehe ich gerne mal bei ihm vorbei.»

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