In Chemnitz im ostdeutschen Bundesland Sachsen bereitet sich die Polizei nach den Ausschreitungen vom Sonntag auf neue Kundgebungen vor. Im Internet gebe es verschiedene Aufrufe zu Demonstrationen, sagte eine Sprecherin der Chemnitzer Polizei am Montag. Derzeit liefen Planungen, wie damit umgegangen werden solle.
Ein 35-jähriger Deutscher war bei einer Messerstecherei tödlich verletzt worden. Am Montag Nachmittag hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehle gegen zwei Tatverdächtige beantragt. Gesucht wird ein 23-jähriger Syrer und ein 22-jähriger Iraker, die am Sonntag vorläufig festgenommen worden waren. Sie werden dringend verdächtigt, nach einem Streit ohne Grund auf ihr Opfer eingestochen zu haben.
Am Sonntag kam es nach Medienberichten bei Demonstrationen zu Jagdszenen auf Migranten. Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig zeigte sich im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) entsetzt: «Dass es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln und damit ein Stadtfest zum Abbruch bringen, durch die Stadt rennen und Menschen bedrohen - das ist schlimm.»
Auch die deutsche Bundesregierung hat die Übergriffe auf Migranten scharf verurteilt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag: «Was gestern in Chemnitz stellenweise zu sehen war und was ja auch in Videos festgehalten wurde, das hat in unserem Rechtsstaat keinen Platz.»
Nach Angaben der Chemnitzer Polizei war am Sonntag in sozialen Medien zu Kundgebungen aufgerufen worden. Auch die Chemnitzer AfD hatte für eine «Spontandemo gegen Gewalt» auf ihrer Facebook-Seite mobilisiert.
Am Sonntag versammelten sich der Polizei zufolge rund 800 Menschen. Die Kundgebungsteilnehmer hätten keinerlei Kooperationsbereitschaft gezeigt und seien durch die Innenstadt gezogen. Zu den Organisationen, die zu Protesten aufgerufen haben, gehört die rechtsextreme Hooligan-Gruppe «Kaotic Chemnitz».
Rechtsextreme auf der Strasse
«Um ein deutliches Zeichen zu setzen, forderte eine sportlich-orientierte Gruppe des Chemnitzer FC unter dem Motto 'unsere Stadt - unsere Regeln' dazu auf, gemeinsam gegen die zunehmende Gewalt von Ausländern auf die Strasse zu gehen», heisst es auf deren Facebook-Seite. Der Verfassungsschutz stuft «Kaotic Chemnitz» als rechtsextrem ein.
In sozialen Medien sind Aufnahmen zu sehen, wie Kundgebungsteilnehmer andere Menschen bedrohen. «Ein schrecklicher Mord, dessen Hintergründe unklar sind, wird in #Chemnitz aufs Widerlichste für rassistische Ausschreitungen instrumentalisiert», twitterte die Bundestagsabgeordnete der Linken, Martina Renner.
Nach Angaben der Polizei war es in der Nacht zum Sonntag zu Auseinandersetzungen «zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalität» gekommen, bei denen der 35-Jährige tödlich und ein 33-Jähriger und ein 38-Jähriger schwer verletzt worden seien. Zwei 22 und 23 Jahre alte Verdächtige seien festgenommen worden. (SDA)