Nach Tod von 39 vietnamesischen Flüchtlingen in Grossbritannien
Wie viele «asiatische Sklaven» gibt es in der Schweiz?

Um nach Europa zu gelangen, nehmen immer mehr Flüchtlinge aus Asien grosse Risiken auf sich. Viele von ihnen versuchen ihr Glück auch in der Schweiz. Doch hier erwartet sie alles andere als ein Traumleben.
Publiziert: 30.10.2019 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2021 um 22:07 Uhr
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Immer mehr asiatische Wirtschaftsflüchtlinge suchen ein besseres Leben in der Schweiz.
Foto: Keystone

Im Kühlcontainer eines Lastwagens östlich von London waren vergangenen Mittwoch die Leichen von 31 Männern und acht Frauen aus dem östlichen Asien entdeckt worden. Die Opfer hatten einen grausamen Tod erlitten. Sie waren erstickt – kurz vor ihrem grossen Ziel: in Grossbritannien ein besseres Leben zu finden.

Doch Grossbritannien ist nicht das einzige Ziel. Menschenrechtsexperten und Behörden beobachten: Asiatische Flüchtlinge suchen ihr Glück zunehmend auch in der Schweiz. Seit geraumer Zeit habe sich die Dunkelziffer der illegal hierzulande arbeitenden Chinesen stetig erhöht, berichtet das Nachrichtenportal «Nau». Schätzungen gingen von 500 bis 1000 Personen aus.

Der Traum vom europäischen Glück endet im Sklavenleben

Asiaten ohne gültige Papiere sind dabei längst nicht nur – wie früher häufig – im Milieu tätig. Die meisten arbeiten in asiatischen Restaurants oder Beauty-Shops – und werden dort ausgebeutet. Beschwerden über die teils schlimmen Arbeitsbedingungen würde sich niemand – aus Angst vor Schande und Verrat an der eigenen Familie. Denn Schlepper drohen oft damit, den Familienangehörigen zu Hause etwas anzutun.

Die asiatische Kultur und die illegale Anstellung in verschlossenen Familienbetrieben stellt die Behörden vor eine Herausforderung, den Menschenhandel in den Griff zu kriegen. «Im Vergleich mit den Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika oder dem Osten sind die Asiaten viel kompakter organisiert», sagt Alexander Ott von der Fremdenpolizei Bern. Die asiatischen Flüchtlinge hätten eine eigene, geschlossene Diaspora. Ihre Kultur sei völlig anders: «Sie sind in strengen Hierarchien organisiert. So entstehen Abhängigkeiten», sagt Ott.

Wer genug Geld hat, leistet sich die «VIP-Route»

Einmal hier, leben sie im Untergrund: «Chinesen tauchen weder im System noch im Sozialsystem auf. Sie bleiben unsichtbar, bis sie in eine Polizeikontrolle kommen», so Thomas Roth von der Organisation trafficking.ch, die Opfer von Menschenhandel aufspürt. Die Flüchtlinge kämen «per Auto, Bus oder Zug in die Schweiz», sagte der Experte zu «Nau». Er spricht von «verschiedensten Angeboten, Routen und Methoden».

Den Unterschied macht natürlich: das Geld. Wer für den Weg nach Europa genug auf den Tisch legt, dem bieten Schlepper die «VIP-Klasse» an, wie die «Kronen Zeitung» berichtet, die sich auf Aussagen von Experten, Migranten und deren Angehörigen beruft. «Wenn er die ‹VIP-Route› genommen hat», sagt ein vietnamesischer Vater, dessen Sohn die Reise nach Europa wagte, «dann gibt es eine einprozentige Chance, dass er erwischt wird. Das ist der sicherste und teuerste Weg. Wenn er die Billigroute nahm», so der Vater, «bin ich hundertprozentig sicher, dass er gestorben ist. Das Fahrzeug bei diesem Unfall – das ist die ‹Holzklasse›.» (kes/kin)

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