Nach Schul-Massaker mit 17 Toten in Florida
Schülerin (17) stellt Trump an den Pranger

Beim Schul-Massaker in Parkland, Florida hat der Amok-Schütze Nikolas Cruz (19) insgesamt 17 Menschen getötet. Jetzt rechnet eine Schülerin mit Politikern und Waffenlobby ab.
Publiziert: 18.02.2018 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:40 Uhr
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Sie überlebte das Schul-Massaker an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida am 14. Februar 2018: Emma Gonzalez (17).
Foto: REUTERS/Jonathan Drake

Mit grosser Empörung haben Überlebende des Massakers an einer High School im Bundesstaat Florida den Waffen-Lobbyismus in den USA angeprangert und für striktere Gesetze demonstriert. Eine junge Überlebende verurteilte in einer Wutrede den Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Waffengewalt.

«Schämen Sie sich», rief Emma Gonzalez (17) am Samstag bei einer Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale. Gonzalez ist Schülerin der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, in der Nikolas Cruz (19), ein früherer Schüler, am Mittwoch mit einem Schnellfeuergewehr 17 Menschen getötet hatte (BLICK berichtete).

Schülerin (17) verurteilt Spenden von NRA an Politiker

Sie kritisierte Trump dafür, im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Geld von der National Rifle Association (NRA) angenommen zu haben. «An jeden Politiker, der Spenden von der NRA (Waffenlobby-Organisation) annimmt: Schande über euch!», rief Gonzalez.

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An der Demonstration nahmen zahlreiche Menschen von der betroffenen Schule teil, die das Blutbad mit 17 Toten am Mittwoch überlebt hatten. Lehrer und Vertreter mehrerer Gemeinden schlossen sich an.

In leidenschaftlichen Reden brachten junge Leute neben ihrer Trauer um Schulkameraden den Zorn darüber zum Ausdruck, dass sich trotz einer nicht abreissenden Serie von Bluttaten an Schulen und anderen Einrichtungen nichts an den laschen Waffengesetzen in den USA geändert habe.

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Auch Gina Montalto gehört zu den Opfern. Sie stellte sich wie auch Jaime Guttenberg als freiwillige Helferin bei einem Projekt zur Verfügung, das behinderten Kindern Teenager als Freunde vermittelt.
Foto: Facebook

«Sie sagen, dass striktere Waffengesetze nichts an Waffengewalt ändern würden – wir nennen das Bullshit!», rief Emma Gonzalez, während sie sich Tränen aus den Augen wischte. «Genug ist genug!»

«In der Schule abgeschlachtet»

Auch die international tätige soziale Bewegung Avaaz verurteilt das bestehende Waffengesetz im US-Bundesstaat Florida. In Anspielung an das für sieben Oscars nominierte Drama «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» sind drei anklagende Werbetafeln vor dem Büro von US-Senator Marco Rubio in Miami, Florida aufgetaucht. «In der Schule abgeschlachtet», «Und noch immer keine Gesetze zur Waffenkontrolle», «Wie kommt's, Marco Rubio?» ist auf den rosaroten Tableaus zu lesen, wie die «New York Daily News» am Samstag berichtete.

Die drei anklagenden Werbetafeln vor dem Büro von US-Senator Marco Rubio in Miami, Florida: «In der Schule abgeschlachtet», «Und noch immer keine Gesetze zur Waffenkontrolle», «Wie kommt's, Marco Rubio?»
Foto: REUTERS

In dem Film des irischen Regisseurs Martin McDonagh spielt Frances McDormand eine Mutter, die nach der Ermordung ihrer Tochter und mangelnder Aufklärung gegen die örtliche Polizei vorgeht. «Im Sterben vergewaltigt», «Und noch immer keine Festnahmen?» und «Wie kommt's Chief Willoughby?» ist auf den Tafeln im Film zu lesen.

Senator Marco Rubio
Foto: AP Photo/Sue Ogrocki

Der Republikaner Rubio, der Donald Trump 2016 im Rennen um die US-Präsidentschaft unterlegen war, hält eine schärfere Kontrolle von Waffenverkäufen für ineffektiv. Bis vergangenen Oktober erhielt er laut «New York Times» 3,3 Millionen Dollar (2,7 Millionen Euro) von der Waffen-Lobbyorganisation NRA.

Rubio erhalte mit am meisten Spenden von der NRA, teilte die Gruppe Avaaz mit, die hinter der Aktion steckt. In den vergangenen zwölf Monaten habe es in Florida mehr als 330 Fälle mit mehreren Opfern durch Schusswaffen gegeben, seit 1994 aber keine neuen Waffengesetze auf Bundesebene.

Ministerin will Lehrpersonen bewaffnen

Einen gänzlich anderen Blick auf die Problematik offenbarte hingegen US-Bildungsministerin Betsy DeVos. Sie sagte auf Nachfrage in einer konservativen Radio-Talkshow, dass Bundesstaaten die Möglichkeit hätten, Lehrer an ihren Schulen zu bewaffnen. «Ich denke, das sollte Teil der breiteren, härter geführten Debatte darüber sein, wie wir solche Vorfälle in Zukunft verhindern können.»

«Sie sagen, dass ein guter Mensch mit einer Waffe einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppen kann – wir nennen das Bullshit!», sagte indes Emma Gonzales bei der Kundgebung in Fort Lauderdale.

Am Mittwoch hatte der 19-jährige Nikolas Cruz in der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland - etwa 50 Kilometer von Fort Lauderdale entfernt – mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer eröffnet, nachdem er kurz vor Schulschluss einen Feueralarm ausgelöst hatte.

Seine Opfer kamen wegen des Alarms arglos aus den Klassenzimmern, als er um sich schoss. 17 Menschen starben. Der Täter liess sich danach widerstandslos festnehmen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, er habe seine Waffe legal erworben.

Kritik am FBI

Das FBI musste inzwischen auch zugeben, hinsichtlich des späteren Todesschützen frühzeitig gewarnt worden zu sein. Ein Anrufer hatte auf dessen Obsession für Waffen hingewiesen – und darauf, dass Cruz womöglich einen Überfall auf eine Schule plane, wie FBI-Chef Christopher Wray vor dem Wochenende einräumte.

Weil der Anruf des Zeugen vom 5. Januar aber nicht weitergegeben wurde, erreichte er die Polizei vor Ort nicht. Justizminister Jeff Sessions ordnete eine Untersuchung der Polizeiarbeit vor den tödlichen Schüssen an: «Es ist jetzt klar, dass es Warnsignale gegeben hat und dass Hinweisen an das FBI nicht nachgegangen wurde», sagte er. Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, forderte den Rücktritt von FBI-Chef Wray.

US-Präsident Donald Trump hat bislang jede Äusserung zu den Waffengesetzen vermieden. Stattdessen kritisierte er am Samstag (Ortszeit) das FBI. Es habe zu viele Ressourcen auf den Versuch verwendet, Verbindungen seines Wahlkampfteams mit Russland zu beweisen - und deshalb den Tipp zu Cruz verpasst. «Geht zurück zu den Grundlagen und macht uns alle stolz!», schrieb er auf Twitter. (SDA/rad)

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