Nach Razzia
Deutsche Bank tauscht Chef der Fondstochter DWS aus

DWS-Chef Wöhrmann stand schon länger öffentlich unter Druck. Nicht einmal 24 Stunden nach Beginn einer Durchsuchung wegen «Greenwashing»-Vorwürfen zieht die Konzernmutter Deutsche Bank nun die Reissleine.
Publiziert: 01.06.2022 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2022 um 11:53 Uhr
Nach einer Razzia am Vortag setzt die Deutsche Bank den Chef ihrer Fondstochter DWS, Asoka Wöhrmann, vor die Türe. (Archivbild)
Foto: SILAS STEIN

Frankfurt/Main (awp/dpa) - Die Deutsche Bank tauscht bei ihrer ins Visier der Justiz geratenen Fondstochter DWS den Chef aus. Mit Ablauf der Hauptversammlung am 9. Juni werde der derzeitige Vorstandsvorsitzende Asoka Wöhrmann sein Mandat niederlegen.

Sein Nachfolger wird mit Wirkung zum 10. Juni der Deutsche-Bank-Manager Stefan Hoops. Das teilten Deutschlands grösstes Geldhaus und die DWS am frühen Mittwochmorgen mit. Hoops leitet derzeit die Unternehmensbank der Deutschen Bank, die den gesamten Firmen- und Geschäftskundenbereich des Instituts umfasst.

Am Dienstag hatten etwa 50 Einsatzkräfte von Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht Bafin und Bundeskriminalamt (BKA) bis gegen 18.30 Uhr Räume in der Zentrale der Deutschen Bank Frankfurt sowie im benachbarten Gebäude der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS unter die Lupe genommen.

Der Anlass war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt der Verdacht auf Kapitalanlagebetrug. Sichergestellt wurden Unterlagen und Datenträger.

Dem Vermögensverwalter DWS wird vorgeworfen, sogenannte grüne Finanzprodukte als «grüner» verkauft zu haben, als diese tatsächlich sind. Die DWS soll Angaben zu Nachhaltigkeit zu hoch angesetzt haben, in Wahrheit aber bei Themen wie Umwelt- und Klimaschutz nicht so weit fortgeschritten sein wie angegeben - «Greenwashing» also. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen die frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte der DWS, Desiree Fixler, mit öffentlicher Kritik an ihrem früheren Arbeitgeber im vergangenen Jahr.

«Das Verfahren richtet sich gegen bislang unbekannte Mitarbeiter und Verantwortliche der DWS», hatte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitgeteilt. Die Ermittlungen laufen nach Angaben der Behörde seit Mitte Januar 2022.

«Nach Prüfung haben sich zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ergeben, dass entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind, in einer Vielzahl von Beteiligungen jedoch keinerlei Beachtung gefunden haben», erklärte die Staatsanwaltschaft.

Damit steht der Vorwurf des Prospektbetrugs im Raum. ESG steht für «Environment, Social, Governance», auf Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Wöhrmann, der 2018 als Chief Executive Officer (CEO) an die Spitze der DWS zurückgekehrt war, war in den vergangenen Monaten zusätzlich unter anderem deshalb unter Druck geraten, weil er Geschäftliches sowohl über seinen privaten E-Mail-Account als auch auch über den Messengerdienst Whatsapp kommuniziert haben soll - zwei Kanäle, die gegen interne Regeln verstossen.

Die Anschuldigungen seien sowohl für die Firma als auch für ihn und vor allem für seine Angehörigen eine Belastung, schrieb Wöhrmann am Mittwoch in einer Mitteilung an die Belegschaft. «Daher habe ich mich schweren Herzens mit der Firma darauf geeinigt, als CEO zurückzutreten. Ich möchte sowohl der DWS als auch mir einen Neuanfang ermöglichen.»

(SDA)

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