Nach Prügelattacke auf Schweizer geht Image-Kampagne weiter
Indische Polizei lanciert Alarm-App für Touristen

Nach einer Attacke auf ein Schweizer Paar in Indien fürchtet die lokale Polizei um ihren Ruf. Jetzt hat sie gar eine Sicherheits-App lanciert.
Publiziert: 20.11.2017 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:00 Uhr
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Nahe der indischen Stadt Agra wurde ein Schweizer Paar von Jugendlichen erst bedrängt und dann zusammengeschlagen. Dabei erlitt Quentin C. einen Schädelbruch. Seiner Freundin Marie D. wurde der Arm gebrochen.
Foto: Twitter

Nach der Prügelattacke auf das Schweizer Paar in Indien hat die Sicherheit der Touristen die oberste Priorität der Polizei in Uttar Pradesh. 

Um die Reisenden in Zukunft vor Überfällen schützen zu können, lanciert die Polizei die App «MySafety». Die Anwendung wird ab 2018 zum Download bereitstehen und soll Touristen in Not helfen können. Drückt man dreimal den Einschaltknopf des Smartphones, wird eine SOS-Nachricht an die Polizei verschickt.

Auf dem Radar der Polizei

Ausserdem können Touristen vor dem Einsteigen in ein Taxi überprüfen, ob das Fahrzeug registriert ist oder nicht. Dafür muss ein am Auto angebrachter QR-Code mit der App gescannt werden. Der Tourist erscheint dann auch auf dem Radar der Polizei, bis sein Zielort erreicht ist.

«Das soll den Menschen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln», sagt Polizeikommissar Subramanyeshwara Rao zu «Times of India». Die Polizei plant ausserdem, mehr Beamte an Kiosken und touristischen Plätzen einzusetzen. Sie sollen die Ausländer mit Informationen bezüglich Do's und Don'ts sowie allen Kontakttelefonnummern versorgen.

Luxus-Hotel und Twitter-Buch

Ende Oktober wurden Marie D.* (24) und ihr Freund Quentin C.* (24) in Fatehpur Sikri, einer Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh, von einer Gruppe Jugendlichen verprügelt. Die Romands wurden mit Stöcken und Steinen spitalreif zusammengeschlagen, nachdem die blonde Frau es abgelehnt hatte, mit den jungen Indern ein Selfie zu machen. Quentin C. erlitt eine Verletzung am Kopf, Marie D. hatte einen gebrochenen Arm. 

Die Polizei hatte daraufhin fünf mutmassliche Prügler verhaftet. Dutzende weitere Personen wurden wegen Störung des öffentlichen Friedens festgenommen.

Tweets ausgedruckt

Der indische Tourismusdirektor lud das Paar später zur Wiedergutmachung in ein Fünf-Sterne-Hotel ein, und die Polizei widmete dem Paar das Entschuldigungs-Buch «Get Well Soon Marie and Jeremy». Das Werk umfasst 76 Seiten und besteht aus ausgedruckten Tweets. Unter dem Hashtag #GWSMarieAndJeremy posteten zahlreiche Inder Genesungswünsche und entschuldigten sich für ihre Landsmänner.

So schreibt ein Mann: «Entschuldigen Sie, was Ihnen und Ma'am Mary passiert ist. Indien ist friedlich, aber es gibt ein paar Schurken, die diese seltenen, aber grausamen Vorfälle verursachen. Sie werden bestraft. Gute Besserung! Entspannt euch und geniesst euren Aufenthalt.» Jemand anderes schreibt: «Als Inder beschämt es mich, was euch passiert ist. Bitte gebt uns eine weitere Chance, und gute Besserung.» (man)

* Namen der Redaktion bekannt

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