Nach Morddrohung in Genf – «Sea-Watch»-Kapitänin Carola Rackete im SRF
«Dachte immer, die Schweizer wären vernünftige Menschen»

Seit ihrem öffentlichen Zoff mit Italiens Ex-Innenminister Matteo Salvini ist Kapitänin Carola Rackete weltweit bekannt. Aktuell ist sie in der Schweiz – und wird nicht überall nett empfangen.
Publiziert: 13.11.2019 um 00:54 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2019 um 08:10 Uhr
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Spaltet die Gemüter, steht aber felsenfest hinter ihren Handlungen: Carola Rackete.
Foto: Screenshot

Heldin oder Schlepperin? Carola Rackete polarisiert, seit sie im Juni als Kapitänin der «Sea-Watch 3» Lampedusa ansteuerte. Mit 40 aus Seenot geretteten Flüchtlingen an Bord. Ohne Erlaubnis. Italiens damaliger Innenminister Matteo Salvini schäumte.

Der Hass aus der rechten Ecke ist seither gewaltig. Und verfolgt die 31-jährige Deutsche, wohin sie geht. Wie aktuell bei einer Schweiz-Reise rund um die Veröffentlichung ihres Buches «Handeln statt hoffen». An der Uni Genf erwartete sie Anfang der Woche eine Morddrohung: «Kill Carola Rackete» ist gross an eine Wand gesprayt.

«Das hat mich schon überrascht», sagt die Kapitänin am Dienstag zu SRF. «Weil wir aus deutscher Sicht die Schweizer immer als vernünftige Menschen wahrnehmen.» Ihre Organisation, der Verein Sea-Watch, könne «natürlich» mit Kritik umgehen. «Aber das ist keine Kritik.»

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Rettung an Libyens Rettungszone löst Kritik aus

Am Abend äusserte sie sich im SRF-«Club» noch mal zu den Drohungen aus der rechten Ecke. «Rechtsextremismus ist ein ernstzunehmendes Problem», sagte sie auch in Hinblick auf den jüngsten Anschlag auf eine Synagoge in Halle. «Da darf die Zivilgesellschaft nicht einfach daneben stehen.» Sie persönlich habe aber keine Angst vor Angriffen und stehe zu ihrer Aktion.

Weltwoche-Journalist Alex Baur kritisierte die Seenotretterin und Umweltaktivistin. Niemand werfe ihr vor, dass sie Menschen rette. «Aber sie hat an der 70-Meilen-Zone vor Libyen Menschen aufgenommen, das Boot wäre auch von den Libyern gerettet worden.»

Rackete verteidigt Lampedusa-Anfahrt

Rackete parierte Baurs Angriff umgehend. «Sie können diese Menschen nicht aufhalten.» Zum einen suchten diese sich andere Fluchtrouten. Zum anderen sei es nicht vertretbar, Menschen zurück nach Libyen zu bringen – die Flüchtlinge erwarte dort Folter. Zur Hälfte der libyschen Lager habe das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen nicht mal einen Zugang.

Neben Rackete und Baur diskutierten im SRF-Club auch SP-Nationalrätin Mattea Meyer, Wirtschaftsvertreter und Rechtsprofessor Karl Hofstetter, der Soziologe Ueli Mäder sowie die Entwicklungsökonomin Adina Rom. (kin)

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