Tagsüber kämpft er für die unterdrückten Frauen, abends legt er selber Hand an. In einem Artikel des «The New Yorker»-Magazins beschuldigen vier Ex-Partnerinnen den New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman, sie misshandelt zu haben. Dieser hat nach Veröffentlichung des Berichts seinen Rücktritt angekündigt.
Zwei der Frauen werden im Artikel namentlich erwähnt. Michelle Manning Barish und Tanya Selvaratnam sagen darin aus, Schneiderman habe sie mehrfach geschlagen - und zwar ohne ihr Einverständnis. Häufig im Bett und wenn Alkohol im Spiel war. Dabei habe der 63-Jährige hart gegen ihre Ohren und ins Gesicht geschlagen und sie zudem gewürgt.
Sollten die Frauen ihn verlassen, würde er sie umbringen, drohte Schneiderman. Er könne sie verfolgen und abhören lassen. Auch die anderen zwei Frauen, die aus Angst vor Konsequenzen im Bericht anonym bleiben möchten, berichten von physischer Gewalt und Schlägen ins Gesicht.
«Alles einvernehmlich»
Schneidermans Sprecher teilte dem Magazin mit, der New Yorker habe niemals Drohungen ausgesprochen. Und die Aggressionen seien keine Misshandlungen sondern «Rollenspiele und andere einvernehmliche sexuelle Aktivitäten» gewesen, heisst es weiter.
In den letzten Monaten hat Schneiderman, der seit 2011 Attorney General des US-Bundesstaates New York ist, immer wieder öffentlich die #Metoo-Bewegung unterstützt und sich als Verfechter von Frauenrechten gemausert.
Erst im Februar reichte der Demokrat eine Klage gegen Harvey Weinstein und dessen Unternehmen ein. Die Weinstein Company habe ihre Mitarbeiter nicht vor weit verbreiteter sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung geschützt habe, hiess es in der Anklageschrift.
Am 1. Mai nahm Schneiderman eine «Champions of Choice»-Auszeichnung entgegen. Manning Barish hat im Magazin nur eine Antwort darauf: «Du kannst kein Champion of Women› sein, wenn du sie im Bett schlägst und würgst und ihnen sagst: ‹Du bist eine verdammte Hure.›»
Autor mit Pulitzer-Preis ausgezeichnet
Kurz nach Erscheinen des Artikels überrascht der Jurist mit seinem Rücktritt. «In den vergangenen Stunden hat es ernste Vorwürfe – die ich vehement zurückweise – gegen mich gegeben», heisst es in einer Mitteilung. Das Ganze habe nichts mit seiner Arbeit zu tun, die könne er deswegen aber nicht mehr gewissenhaft ausüben. Schneiderman räumt seinen Posten am 8. Mai.
Autoren des Artikels sind Jane Mayer und Ronan Farrow. Letzterer ist der Sohn von Schauspielerin Mia Farrow und Woody Allen. Ronan Farrow wurde für seine Weinstein-Reportagen im April mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. (voi)