Auf einen Blick
- Waffenruhe zwischen Israel und Hamas in Kraft getreten, Geiseln freigelassen
- Drei junge Frauen als erste Geiseln befreit, erlebten Schreckliches
- 250 Menschen von Hamas entführt, knapp 100 noch im Gazastreifen
Nach monatelangen Verhandlungen ist die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft getreten. Bedingung für die sechswöchige Feuerpause: 33 israelische Geiseln sollen in einer ersten Phase schrittweise aus der Gefangenschaft der Terrororganisation Hamas freigelassen werden. Im Gegenzug muss Israel rund 1900 gefangene Palästinenser überstellen.
250 Menschen hatte die Hamas bei ihrem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 auf mehrere Kibbuze und ein Musikfestival im Süden Israels verschleppt. Knapp 100 sollen sich nach israelischen Angaben noch im Gazastreifen befinden, 35 davon seien offenbar tot.
Sieben Geiseln konnten mittlerweile nach Israel zurückkehren. In den kommenden Wochen sollen die restlichen Gefangenen freigelassen werden. Doch wer sind die Menschen, die mehr als 470 Tage lang in den Fängen der Hamas waren?
Emely Damari
Die heute 28-Jährige wurde beim Überfall der Hamas aus ihrem Zuhause im Kibbuz Kfar Aza entführt. Die Terroristen hatten ihr in die Hand geschossen, ein Granatsplitter ihr Bein verletzt. Dann wurde Emely «mit verbundenen Augen auf den Rücksitz ihres eigenen Autos gedrängt und nach Gaza gefahren», erzählte ihre Mutter Mandy Damari. Die Mörder hätten auch ihren Hund Choocha erschossen.
Die 28-Jährige ist britische und israelische Staatsangehörige. Damari wuchs im Südosten Londons auf. Sie ist leidenschaftlicher Fan des Fussballteams Tottenham Hotspur, wie die «Jüdische Allgemeine» schreibt.
Doron Steinbrecher
Die 31-jährige Doron Steinbrecher stammt wie Damari aus dem Kibbutz Kfar Aza im Süden Israels. Auch sie wurde am Tag des Überfalls von Terroristen aus ihrem Haus im sogenannten «Viertel der jungen Generation des Kibbutzes» gekidnappt. «Sie sind da, sie haben mich», sagte sie in einer Sprachnachricht, die sie kurz zuvor noch an ihre Schwester verschicken konnte. Eine Woche später erhielt die Familie die Nachricht, dass Doron Geisel sei.
Erst nach 111 Tagen veröffentlichte die Hamas ein Propagandavideo, in dem Doron zu sehen war. Es war das erste Lebenszeichen für ihre Familie. Doch die Angehörigen weigerten sich, dass Doron «nur als Geisel» gesehen werde. «Doron ist eine Tochter, Schwester und ‹Dodo› für ihre fünf Neffen und Freunde.»
Romi Gonen
Romi Gonen war am 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival, als die Terroristen die Grenzzäune durchbrachen und die Besucher und Besucherinnen erschossen, vergewaltigten und folterten. 364 Menschen wurden getötet, Romi überlebte das Massaker. Stundenlang versteckte sie sich. Ihrer Familie sagte sie am Telefon: «Ich werde heute sterben.»
Bevor Gonen gefangen genommen wurde, schoss ihr jemand in die Hand. Das Letzte, was durch die Telefonleitung zu hören gewesen sei, waren der Familie zufolge die arabischen Worte: «Sie lebt, nehmen wir sie mit», wie die «Jüdische Allgemeine» schreibt.
Romi ist eine leidenschaftliche Tänzerin, wie Freunde berichteten. Während ihrer Gefangenschaft wurde deshalb jeden Sonntag für sie auf dem Platz der Geiseln eine Tanzstunde veranstaltet. Nun ist sie frei.
Daniella Gilboa, Karina Ariev, Liri Albag und Naama Levy
Bei den in einem zweiten Schritt freigelassenen Geiseln handelt es sich um die vier jungen Frauen Daniella Gilboa (20), Karina Ariev (20), Liri Albag (19) und Naama Levy (20). Alle vier Soldatinnen waren am 7. Oktober 2023 von der Militärbasis Nahal Oz entführt worden, die für die Beobachtung des Gazastreifens zuständig war.
Alle vier Frauen tauchten auf Hamas-Propagandavideos auf: Daniella Gilboa humpelnd und mit einer Beinverletzung, Karina Ariev in einem Schlafanzug bekleidet bei der Verschleppung, Liri Albag blass und um ihre Freilassung flehend und Naama Levy mit gefesselten Händen und blutverschmierter Jogginghose.
Es verbleiben noch 26 israelische Geiseln, die in der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen werden sollen. Ihre Namen sind veröffentlicht worden, allerdings ist nicht bekannt, in welcher Reihenfolge sie freigelassen werden.