Die Explosionen waren gewaltig. Ein riesiger Feuerball schoss gestern Nacht im Zentrum der chinesischen Hafenstadt Tianjin an der Ostküste in den Himmel. Schockwellen sollen kilometerweit zu spüren gewesen sein, berichten chinesische Medien. Menschen, die die Explosion aus der Distanz filmten, wurden von der Druckwelle umgeworfen. Weitere Detonationen folgten kurz darauf.
100 Löschfahrzeuge seien im Einsatz. Zwei Feuerwehrleute würden vermisst. Laut Staatsmedien ist das Feuer mittlerweile unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht.
Explosion in Lager für Gefahrengüter
Zu den Mega-Explosionen soll es gegen 23.30 Uhr Ortszeit gekommen sein. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist es in einem Lager für Gefahrengüter zur Explosion gekommen, dem TV-Sender CCTV zufolge bei der Firma Hai Rui Trading & Logistics. Das Feuer habe Detonationen bei weiteren Firmen in der Nähe ausgelöst. Sogar vom All waren die Explosionen sichtbar.
Die chinesische Erdbebenwarte erklärte, die erste Explosion habe die Kraft von drei Tonnen TNT gehabt, während die zweite Explosion der Detonation von 21 Tonnen des Sprengstoffs entsprochen habe. Die zweite Explosion war so stark, dass sie vom nationalen Erdbebenzentrum mit 2,9 registriert wurde.
«Furchteinflössend und bizarr schön»
Ein Lastwagenfahrer erlebte die Explosion aus der Schlafkabine seines Lastwagens mit: «So stellt man sich eine Atom-Bombe vor. Jedenfalls hat man uns immer erzählt, dass das so aussehen würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so etwas sehen würde. Es war furchteinflössend und gleichzeitig bizarr schön.»
Einem Reporter von CCTV zufolge sind Häuser rund zehn Kilometer entfernt vom Hafen eingestürzt. Es ist die Rede von rund 520 Verletzten. In einem Spital sollen 400 Personen behandelt werden, mehrheitlich wegen Brandverletzungen und Verletzungen durch Glassplitter.
Opferzahl dürfte noch steigen
Mindestens 50 Personen sind laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua ums Leben gekommen. Und die Zahl dürfte noch weiter steigen, denn eine unbekannte Zahl von Menschen wird noch vermisst.
Auf Bildern sind Menschen in Pyjamas und mit Decken zu sehen, die aus ihren Wohnungen fliehen. Einige sind blutüberströmt oder liegen, wohl von der Druckwelle zu Boden gerissen, auf der Strasse.
Staatsmedien berichteten, Hunderte Menschen hätten sich zum Blutspenden gemeldet. Tianjin hat mehr als 10 Millionen Einwohner und ist eine bedeutende Hafenstadt östlich von Peking.
Grund ist oft mangelnde Sicherheit
In China gibt es immer wieder Explosionen in Industrieanlagen: Erst im Juli kamen 15 Menschen ums Leben, während mehr als ein Dutzend weitere verletzt wurden, als in der nördlichen Provinz Hebei ein illegales Lagerhaus für Feuerwerkskörper in die Luft flog.
Vor einem Jahr starben zudem mehr als 70 Menschen bei einer Explosion in einer Autoteilefabrik in Kunshan bei Shanghai. Grund für die Unglücke sind oft mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen und laxe Kontrollen durch die Behörden. (lha/mad/SDA)