Partei rückt weiter nach rechts
Meuthen und Gauland an der AFD-Spitze

Nach dem Abgang von Frauke Petry wählte die Alternative für Deutschland (AfD) einen neuen Vorstand. Der EU-Abgeordneten Jörg Meuthen und Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland gingen aus einer turbulenten Wahl als Sieger hervor.
Publiziert: 02.12.2017 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:48 Uhr
Jörg Meuthen (r.) gratuliert seinem neuen Co-Chef Alexander Gauland.
Foto: HANNIBAL HANSCHKE

Jörgen Meuthen und Alexander Gauland sind die neuen Parteispitzen der AFD. Dem Spitzenduo gehört jetzt kein Vertreter des realpolitischen Kurses mehr an, für den einst die inzwischen ausgetretene Parteichefin Frauke Petry stand.

In einem turbulenten Macht- und Richtungskampf scheiterte am Samstag in Hannover der als vergleichsweise gemässigt geltende Berliner Landeschef Georg Pazderski bei der Kandidatur für den Vorsitz. Er wurde später zum ersten stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt.

Skurriler Verlauf

Gauland war im dritten Wahlgang für den Co-Vorsitz neben Meuthen als einziger Kandidat angetreten. Er erhielt 68 Prozent der Stimmen.

Zuvor waren zwei Wahlgänge für den Co-Vorsitz ohne Ergebnis geblieben, weil weder Pazderski noch seine überraschend angetretene Gegenkandidatin, die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein, eine ausreichende Mehrheit bekamen. Der Parteitag wurde daraufhin für weitere Beratungen unterbrochen.

Sayn-Wittgenstein und dann auch Pazderski zogen ihre Kandidatur zurück - und Gauland trat an. Dem 76-jährigen Strippenzieher der Partei war noch vor dem Parteitag in Medien nachgesagt worden, nicht für den Vorsitz kandidieren zu wollen.

Meuthen mit 72 Prozent der Stimmen

Zuvor hatte Meuthen ohne Gegenkandidaten 72 Prozent der Stimmen erhalten. 24 Prozent stimmten gegen ihn. Der 56-Jährige ist bereits seit 2015 einer der Vorsitzenden der AfD, zunächst amtierte er zusammen mit Frauke Petry, die nach der Bundestagswahl die Partei verlassen hat.

Er hat trotz seines wirtschaftsliberalen Hintergrundes viele Unterstützer aus dem rechtsnationalen Flügel um den Thüringer Landeschef Björn Höcke.

Proteste und Demonstrationen

Die Neuwahl der Führung stand im Mittelpunkt des zweitägigen Delegiertenparteitages, der von Demonstrationen und Protesten begleitet wurde.

Gegen den Parteitag formierte sich massiver Widerstand. Rund 6500 AfD-Gegner zogen nach Polizeiangaben am Nachmittag vom Tagungsort, dem Kongresszentrum, in Richtung Stadtzentrum. Ihre Kundgebung stand unter dem Motto «Unser Hannover - bunt und solidarisch! - Protest gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus».

Zuvor waren bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei mehrere Polizisten und mindestens ein Demonstrant verletzt worden.

Um Blockaden aufzulösen, setzte die Polizei einen Wasserwerfer ein. Zehn Demonstranten wurden nach Polizeiangaben in Gewahrsam genommen. Da einige Delegierte wegen der Proteste Probleme hatten, zum Veranstaltungsort zu gelangen, begann der Parteitag verspätet.

«Patriotische Politik für Deutschland»

Zum Auftakt des Parteitags rief Meuthen die Delegierten zu einer «patriotischen Politik für Deutschland» auf. «Wir sind die einzigen in diesem Land, die das tun», sagte er und warf Bundeskanzlerin Angela Merkel «politisches Zentralversagen» vor. Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag als drittstärkste Kraft gehe es der Partei jetzt «nicht um die Futtertöpfe, sondern um unser Land».

Die Neuwahl des Vorstandes solle «ohne Kampfgeschrei» ablaufen, mahnte Meuthen die Delegierten. Seit 2015 sei die AfD erwachsener und klüger geworden. Damals wurde der damalige Parteichef Bernd Lucke gestürzt; er verliess wenig später die AfD. (sda/vof)

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