Nach Knut und Pfleger Thomas Dörflein stirbt auch Fritz
Der Eisbären-Fluch von Berlin

Der kleine Fritz hat die Nacht nicht überlebt. Es ist nicht der erste tragische Todesfall in der Berliner Eisbären-Geschichte: Schon sein Vorgänger Knut (†4) und dessen menschlicher Ziehvater Thomas Dörflein (†44) mussten zu früh gehen.
Publiziert: 08.03.2017 um 07:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:57 Uhr

Er hätte der neue Knut werden sollen. Doch nun ist der erst vier Monate alte Eisbär Fritz aus dem Berliner Tierpark gestorben. Gestern Abend um 20 Uhr hörte sein Herz auf zu schlagen (BLICK berichtete).

Schon seine Geburt wurde von einer Tragödie überschattet. Mutter Tonja hatte im November 2016 Zwillinge geboren, doch Fritz' Geschwisterchen verstarb kurz nachdem es das Licht der Welt erblickt hatte. Mit dem erneuten Drama scheint es nun, als läge ein Fluch über dem Tierpark.

Es werden Erinnerungen an Knut (†4) und dessen unerwartetes Ableben wach. Im März 2011 starb Knut vor den Augen der schockierten Zoobesucher. Er begann im Aussengehege zu zittern, drehte sich mehrmals im Kreis und fiel schliesslich in das Wasserbecken, wo er leblos trieb. Eine Untersuchung ergab später, dass Knut an einer Autoimmunerkrankung gelitten hatte, die eine Gehirnentzündung ausgelöst hatte.

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Foto: AP/Keystone/Reuters

Knuts Ziehvater stirbt unerwartet

Doch schon zu seinen Lebzeiten ereignete sich eine Tragödie um den knuddeligen Eisbären: Sein Ziehvater Thomas Dörflein (†44) starb im September 2008 unerwartet an einem Herzinfarkt. Der Tierpfleger hatte sich intensiv um den Eisbären gekümmert und ihm den Namen Knut gegeben. Für seinen Einsatz wurde Dörflein mit dem Berliner Verdienstorden ausgezeichnet und wurde in einer Umfrage von Lokalmedien zum beliebtesten Berliner gekürt.

Ein Herz und eine Seele: Thomas Dörflein und Knut.

Im Dezember 2006 kam mit Knut in Berlin zum ersten Mal seit über 30 Jahren wieder ein Eisbär zur Welt. Nachdem die Mutter ihren Nachwuchs verstiess, starb eines der Jungiere. Knut überlebte dank Dörflein, der ein Zimmer im Zoologischen Garten Berlin bezog, damit er den kleinen Eisbären alle vier bis sechs Stunden füttern konnte. Schon während der Aufzucht wuchs das öffentliche Interesse an Knut – nachdem er sein Gehege bezog wurde er zum internationalen Star.

Peta fordert Zuchtstopp

Jetzt steht Berlin unter Schock. Noch diesen Monat hätte der kleine Fritz zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Der Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem sagt zu «Bild»: «Wir sind fassungslos, sehr traurig und deprimiert.»

Ist es an der Zeit, die Praxis der Eisbären-Aufzucht wieder ruhen zu lassen? Das findet die Tierschutzorganisation Peta. Sie fordert einen Zuchtstopp für Eisbären in Zoos. «Die Haltungsbedingungen in Zoos sind derart unnatürlich, dass ein großer Teil der Eisbärenbabys die ersten Monate nicht überlebt», erklärte Peta am Dienstag. Dies geschehe teils aufgrund mangelhafter Haltungsbedingungen, teils aufgrund schwerer Verhaltensstörungen der Muttertiere.

Alle Eisbären in deutschen Zoos litten an Verhaltensauffälligkeiten, weil sie zu wenig Bewegungsmöglichkeiten hätten, stellte Peta fest. Eisbärenbabys würden «rein aus Marketing- und Profitgründen» gezüchtet. «Auf das Wohl der Tiere wird dabei keine Rücksicht genommen.» (rey)

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