Jahrelang war Bärin Jeta nichts weiter als eine Touristenattraktion. Von ihrem Besitzer wurde sie im Sommer bei sengender Hitze an einer Kette, die an einem Ring in ihrer Nase befestigt war, über albanische Strände und durch Städte geschleppt und für kleine Geldbeträge als Motiv für ein Selfie angeboten.
Jedes Ziehen an der Kette bedeutete für die etwa 15 Jahre alte Bärin starke Schmerzen. Und wenn sie nicht gerade arbeiten musste, fristete sie ihr Dasein auf blossem Beton, angekettet in einem Verschlag neben dem Haus ihres Besitzers in Korca.
Bärinnen überwintern im Zoo in Tirana
Nun hat ihr Leiden endlich ein Ende. Am vergangenen Mittwoch konnte die Selfie-Bärin endlich aus den Fängen ihres Besitzers befreit werden. Ein Team der Tierschutzorganisation Vier Pfoten konnte Jeta in Kooperation mit dem albanischen Umweltministerium und den lokalen Behörden vorübergehend in den Zoo der Hauptstadt Tirana bringen.
Hier wird sie über den Winter untergebracht, ernährt und medizinisch versorgt. Ein Gspänli bekommt Jeta auch: die erst vier Jahre alte Bärin Luna, die zuletzt in einem winzigen, schmutzigen Käfig im Vergnügungspark Aulona in Vlore im Süden Albaniens lebte und ebenfalls diese Woche gerettet wurde.
Noch immer 40 bis 50 Bären in Gefangenschaft
Im Frühling sollen beide Tiere dann ihr endgültiges Zuhause in dem von Vier Pfoten geführten Bärenwald bei Pristina im Kosovo beziehen.
«Wir sind sehr glücklich darüber, dass Luna und Jeta nun nicht mehr leiden müssen», sagt Julie Stillhart, Länderchefin von Vier Pfoten Schweiz. Am Ziel sei man aber noch nicht. «In Albanien leiden schätzungsweise noch immer 40 bis 50 Bären unter schlimmsten Haltungsbedingungen.»
Ob die grausamen Besitzer von Jeta und Luna strafrechtlich verfolgt werden, ist unklar. Um eine nachhaltige Lösung für alle Bären in Albanien zu erreichen, setzt sich Vier Pfoten für eine konsequente Umsetzung geltender Gesetze und ein Verbot der Privathaltung von Bären ein.
Im August hat die Organisation eine Online-Petition gestartet, die bereits von knapp einer Viertelmillion Menschen weltweit unterschrieben wurde. Sie fordert den albanischen Umweltminister Lefter Koka auf, den Schutz wild lebender und in Gefangenschaft gehaltener Bären zu verbessern. (gr)