«Erst böllerten die mit Hunderten Raketen auf den Dom. Dann wurde auch noch meine Frau sexuell belästigt. Wenigstens haben sie uns nichts geklaut», schildert ein Mann das Erlebte aus der Silvester-Nacht gegenüber der Kölner Zeitung «Express».
Andere Opfer sprechen von einer regelrechten Treibjagd, bei der die Täter immer mit derselben Masche vorgingen: In der Menschenmenge feiernde Frauen wurden plötzlich von einer Gruppe Männer umzingelt. Es folgten Beschimpfungen, Bedrohungen und Begrapschungen an den Brüsten und zwischen den Beinen. Ein Polizist berichtet gar von einer Frau, der man den Slip vom Körper gerissen hatte.
Seit die Polizei gestern öffentlich über den Horror in und um den Kölner Hauptbahnhof informiert hat, melden sich immer mehr Opfer und berichten von ihren schlimmen Erlebnissen. Was sie erzählen, stellt die Ermittler vor eine noch nie da gewesene Gewalt-Dimension.
Polizei vermutet Mob von bis zu tausend Männern
Immer mehr Hinweise sprechen dafür, dass es sich bei den Tätern um eine ausgesprochen grosse, organisierte Gruppe von Männern handelt. Gemäss Polizeiangaben könnten dem Mob bis zu Tausend Personen im Alter von 13 bis 35 Jahren angehören. Diese sollen demnach stark alkoholisiert und unbeeindruckt von der Anwesenheit der Polizisten gewesen sein, schreibt «Welt.de».
Einem Beamten gelang es offenbar, etwa acht verdächtige Männer aus der Menge zu zerren und festzunehmen. «Sie hatten alle kopierte Papiere dabei, Aufenthaltsbescheinigungen für Asylverfahren», gab der Polizist zu Protokoll. Auch die Aussagen einiger Zeugen, wonach es sich bei den Grapschern um Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum handelte, heizen nun die Flüchtlings-Diskussionen neu an.
Arnold Plickert, Chef der regionalen Polizeigewerkschaft, reagierte deshalb umgehend. Er warnte davor, wegen der Taten alle Flüchtlinge als potenzielle Straftäter abzustempeln. Aber: «Wenn es Flüchtlinge gibt, die ein Problem damit haben, die Freiheitsrechte anderer Menschen zu respektieren, müssen wir mit aller Härte des Gesetzes gegen sie vorgehen.»
Auch die Politik wird nach den schrecklichen Ereignissen in der Nacht aktiv. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat für heute ein Krisentreffen angesetzt. «Die Oberbürgermeisterin kann und wird nicht akzeptieren, dass sich hier ein rechtsfreier Raum bildet», erklärte ein Sprecher das Vorgehen. Auf 14 Uhr ist eine Pressekonferenz zu den Grapsch-Attacken angekündigt. (cat)