Diese sollen nun in Rijswijk in den Niederlanden analysiert werden, teilte die OPCW mit. «Die OPCW wird die Situation bewerten und künftige Schritte einschliesslich eines weiteren möglichen Besuchs in Duma in Erwägung ziehen», hiess es in der Mitteilung weiter.
Die OPCW-Experten hatten tagelang auf den Einsatz warten müssen und in der Hauptstadt Damaskus festgesessen. Als Grund wurden Sicherheitsprobleme genannt. Sicherheitsmitarbeiter der Vereinten Nationen waren jüngst unter Beschuss geraten, als sie die Sicherheitslage für das OPCW-Team erkunden wollten.
Dutzende Tote nach Giftgas-Attacke
Die USA vermuten hinter der Verzögerung eine Verschleppungstaktik unter russischer Regie. «Wir haben glaubwürdige Informationen, dass russische Vertreter mit dem syrischen Regime kooperieren, um den Inspekteuren den Zugang nach Duma zu verwehren und Zeugen zu beeinflussen», hatte Washingtons Aussenamtssprecherin Heather Nauert in der Nacht zum Freitag getwittert. Frankreich hatte schon die Sorge geäussert, dass Beweise beiseite geschafft werden könnten.
Am 7. April hatten Aktivisten und Hilfsorganisationen von einer Attacke mit Giftgas in der Stadt berichtet. Nach Angaben der Zivilschutzorganisation Weisshelme wurden dabei mehr als 40 Menschen getötet. Russland erwarte eine «maximal unvoreingenommene Untersuchung» der Ereignisse in Duma, sagte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa in Moskau.
Bis zum mutmasslichen Angriff war die Stadt in Ost-Ghuta von islamistischen Rebellen kontrolliert worden. Die Regierung hatte die Region zuvor fünf Jahre lang belagert. Beispiellose Bombardements und eine Bodenoffensive brachen den Widerstand der Aufständischen. Die letzten Rebellen in Duma stimmten erst am Tag nach dem mutmasslichen Angriff ihrem Abzug zu.
OPCW will in Konflikt nicht Partei ergreifen
Die USA, Grossbritannien und Frankreich hatten mit einem Raketenangriff auf mehrere Giftgaseinrichtungen in Syrien reagiert. Dabei waren vor mehr als einer Woche über 100 Marschflugkörper eingesetzt worden. Die Westmächte blieben aber Belege dafür schuldig, dass die Assad-Regierung hinter dem gemeldeten Angriff steckt.
Die OPCW will als internationale Organisation nicht Partei ergreifen in dem Konflikt. Daher soll das Team nur feststellen, ob es überhaupt ein Angriff mit C-Waffen war und wenn ja, was für ein Stoff benutzt wurde. Die Ergebnisse könnten aber Rückschlüsse auf den Täter zulassen.
Experten gehen davon aus, dass nach längerer Zeit noch Hinweise auf benutze Substanzen gefunden werden können - zum Beispiel durch eine höhere Konzentration in Gebäuden oder der Umwelt. Auch Symptome von Opfern können auf gewisse Stoffe hindeuten. Entscheidend ist dabei der Zugang, den Experten zu Orten, Opfern und Zeugen bekommen.
«Müssen Lösung hinsichtlich Verletzung internationalen Rechts finden»
Der Uno-Sicherheitsrat verlegte derweil seine Beratungen über den festgefahrenen Syrien-Konflikt am Wochenende nach Schweden. Die Botschafter der 15 Mitgliedstaaten trafen am Samstag im südschwedischen Backakra ein. Uno-Generalsekretär Antonio Guterres sagte bei seiner Ankunft, das Gremium sei beim Thema Syrien immer noch tief gespalten.
«Wir müssen wirklich eine Lösung hinsichtlich der Verletzung internationalen Rechts finden, um die es sich beim Einsatz von Chemiewaffen handelt», sagte Guterres und sprach von einem «Kriegsverbrechen». (SDA)