Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen läuft der Betrieb am Montag wieder weitgehend normal. Es komme noch «vereinzelt» zu Verzögerungen, sagte eine Flughafensprecherin in der Hansestadt. Generell laufe der Flugverkehr aber wieder.
Der Flughafen in der norddeutschen Grossstadt hat angekündigt, seine Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Der Zwischenfall, bei dem ein Mann in einem Auto eine Schranke durchbrechen und auf das Vorfeld zu einem Flugzeug fahren konnte, hatte Kritik ausgelöst.
«Wir werden weitere bauliche Massnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken», sagte eine Flughafensprecherin dazu am Montag in Hamburg.
Festnahme nach 18 Stunden
Vorfälle wie die Geiselnahme zeigten, dass die Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssten. «Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg.»
Aus diesem Grund habe das Sicherheitsteam bereits am Sonntag das Sicherheitskonzept des Flughafens im Licht der jüngsten Geschehnisse mit den aktuellen Erfordernissen abgeglichen. Die Sicherheitstechniker hätten «erste Überprüfungen vorgenommen und Kontakt mit den zuständigen Behörden aufgenommen».
Ein 35-Jähriger hatte am Samstagabend mit seiner vierjährigen Tochter im Auto ein Zufahrtstor des Flughafens durchbrochen und war auf das Rollfeld gefahren. Dort hielt er nahe neben einem abflugbereiten Flugzeug. Zeugen berichteten von Schüssen und Brandsätzen, die der türkische Staatsbürger warf. Erst nach 18 Stunden liess sich der Mann am Sonntag widerstandslos festnehmen und übergab seine Tochter an Polizisten. Verletzt wurde niemand. Der Flughafen musste für die Dauer des Einsatzes schliessen.
Fast 38'000 Passagiere betroffen
Wie die Polizei unter Berufung auf den aktuellen Ermittlungsstand mitteilte, geriet der Mann wegen eines Sorgerechtskonflikts mit seiner Ex-Frau in einen «psychischen Ausnahmezustand». Nach einem Streit mit seiner ehemaligen Partnerin in deren Wohnung im niedersächsischen Stade sei er mit seiner Tochter geflüchtet und zum Flughafen gefahren. Die Frau erstattete umgehend danach eine Strafanzeige wegen Kindesentziehung bei der örtlichen Polizei.
Am Montag übernahm die für Staatsschutzdelikte zuständige Zentralstelle der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft die weiteren Ermittlungen. Dies erfolge aber nur wegen «der Bedeutung der Sache», wie eine Sprecherin der Behörde am Montag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Es bestehe kein Terrorismusverdacht.
Laut Flughafen waren von der Sperrung am Samstag und Sonntag fast 38'000 Passagiere betroffen. Rund 220 Flugverbindungen mussten gestrichen werden. Am Montag waren demnach 314 Starts und Landungen geplant. Es sei geplant, den Flugbetrieb wieder «weitestgehend normal» abzuwickeln, erklärte der Flughafen. (AFP/SDA)