Nach Erdbebenkatastrophe in Haiti
Oxfam-Nothelfer feierten Orgien mit Prostituierten

Über 300'000 Menschenleben hat das Erbeben 2010 auf der Karibikinsel Haiti gefordert. Einige Mitarbeiter der Hilfsorganisation Oxfam werden nun beschuldigt, sich im darauffolgenden Chaos mit Prostituierten vergnügt zu haben.
Publiziert: 09.02.2018 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:30 Uhr
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Erdbeben in Haiti 2010: 316'000 Menschen kamen ums Leben. Auf dem Bild zu sehen ist die verwüstete Hauptstadt Port-au-Prince.
Foto: Reuters

Die Szenen hätten an altrömische Orgien erinnert. Nothelfer von der Hilfsorganisation Oxfam feierten wilde Sexpartys in bezahlten Unterkünften, als auf der Karibikinsel Haiti im Jahr 2010 nach dem verheerenden Erdbeben Chaos herrschte. 

Mit Spendengeldern hätten Oxfam-Mitarbeiter Prostituierte bezahlt, berichtet die englische Zeitung «The Times».

Orgien mit minderjährigen Prostituierten 

«Es war wie eine Orgie mit Prostituierten in Oxfam-T-Shirts», sagt eine anonyme Quelle zur Zeitung. Prostitution ist in Haiti jedoch illegal. Sie verstösst zudem gegen den Oxfam-Verhaltenskodex. Die Prostituierten seien zum Teil minderjährig gewesen. Oxfam entgegnet, es sei «nicht erwiesen», dass Minderjährige in den Sex-Skandal verwickelt waren.

Im Jahr 2011 habe die Hilfsorganisation eine interne Untersuchung eingeleitet. Daraufhin traten einige Mitarbeiter zurück und wurden auf andere Posten versetzt. Unter anderem: Roland van Hauwermeiren, der damalige Leiter von Oxfam in Haiti. Hauwermeiren habe selbst zugegeben, Prostituierte bezahlt zu haben.

Keine Disziplinarmassnahmen

Disziplinarmassnahmen habe die Organisation aber keine ergriffen, so der Bericht. Eine Oxfam-Sprecherin bestätigt, dass einige Mitarbeiter nach der internen Untersuchung versetzt worden seien und andere die Organisation vor Beendigung der Untersuchung verlassen hätten.

«Der örtliche Büroleiter hat die gesamte Verantwortung für die Ereignisse, die unter seiner Führung geschehen sind, übernommen», sagte sie. Demnach gab sich Oxfam mit seiner Kündigung zufrieden, «weil er die Untersuchung unterstützt hat und uneingeschränkt kooperiert hat».

«Oxfam nimmt jede Anschuldigung ernst»

Zudem wird Oxfam vorgeworfen, man hätte den Fall vertuschen wollen. Die Organisation bestreitet dies. «Oxfam nimmt jede Anschuldigung wegen unangebrachten Verhaltens sehr ernst», sagte die Sprecherin der internationalen Hilfsorganisation mit Sitz im englischen Oxford. 

Oxfam nimmt Stellung

Oxfam Deutschland hat die Schlagzeilen «kalt erwischt», wie Oxfam-Sprecher Nikolai Link zu BLICK sagt. «Wir reden hier über Fälle sexueller Ausbeutung, die klar gegen den Verhaltenskodex für Oxfam-Mitarbeiter verstossen. Das ist erschütternd, aber es ist kein Veruntreuungsskandal.»

Zudem sei der Vorwurf falsch, «dass Oxfam-Gelder zur Bezahlung von Prostituierten verwendet worden seien.» Oxfam habe zudem am 5. August 2011 die Presse über die Aufnahme der Untersuchungen informiert.

Die Organisation hoffe nun, «durch Transparenz und Offenheit einerseits sowie durch energischen Widerspruch gegen falsche Anschuldigungen andererseits dazu beizutragen, möglicherweise verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen.»

Hotline für Oxfam-Opfer

Laut Link habe Oxfam seither viel getan, dass sich solche Fälle nicht wiederholen. So wurde unter anderem ein Team eingesetzt, das einen verantwortungsvollen Umgang mit Fällen von sexueller Gewalt, Belästigung und Ausbeutung sicherstellt, sowie eine Hotline eingerichtet, unter der solche Fälle vertraulich gemeldet werden können.

«Wir tun alles, was wir können, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, sexuellen Missbrauch zu verhindern und unseren Umgang mit Vorfällen dieser Art weiter zu verbessern», versichert der Oxfam-Sprecher.

Die mutmasslichen Oxfam-Orgien erinnern an den Sex-Skandal bei Uno-Soldaten in Haiti (BLICK berichtete). Bei jeder dritten Beschwerde über sexuelle Ausnutzung oder den Missbrauch durch Uno-Mitarbeiter waren Minderjährige betroffen. (sda/szm)

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