Nach El-Paso-Massaker
Walmart schränkt Verkauf von Munition drastisch ein – US-Waffenlobby läuft Sturm

In den USA kann man Waffen und Munition ganz einfach über den Ladentisch kaufen. Jetzt zieht Detailhandels-Marktführer Walmart die Reissleine. Der Status quo sei inakzeptabel, der Verkauf von Munition und Waffen wird stark eingeschränkt. Die US-Waffenlobby ist empört.
Publiziert: 04.09.2019 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 00:41 Uhr
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Walmart hat einen überraschenden Entscheid gefällt: Der US-Detailhandelsriese will den Verkauf von Munition drastisch einschränken und ganz aus dem Geschäft mit Handfeuerwaffen aussteigen.
Foto: AFP

Bei Walmart kann man Waffen und Munition kaufen, wie man bei uns in der Migros oder im Coop Gemüse oder Shampoo kauft. Jetzt zieht der Einzelhandelsriese, der zu den umsatzkräftigsten Unternehmen der Welt zählt, die Reissleine. Die Ankündigung von Walmart, in Zukunft keine Handfeuerwaffen und viel weniger Munition zu verkaufen, schlägt in den USA hohe Wellen.

Walmart-CEO Doug McMillon hat am Dienstag auf der Webseite des Unternehmens angekündigt, Handfeuerwaffen und bestimmte Arten von Munition künftig nicht mehr im Sortiment zu führen. Dies nach dem, so McMillon, «schrecklichen» Massaker in El Paso, Texas, als ein Schütze 22 Menschen vor einer Walmart-Filiale mit einer Kriegswaffe umbrachte. Der CEO begründet den Entscheid mit den Worten: «Es ist uns klar, dass der Status quo inakzeptabel ist.»

Der Verkauf von Munition für Kurzlaufgewehre, die oft bei der Jagd, aber auch im militärischen Stil verwendet werden, wird gestoppt. Ebenfalls nicht mehr verkauft wird Munition für Handfeuerwaffen, und mit dem Verkaufsstopp von Handfeuerwaffen in Alaska steigt Walmart ganz aus diesem Geschäft aus.

Walmart appelliert an Regierung und Vernunft von Kunden

McMillon betont auch, dass Walmart keine Gewehre im Militärstil verkauft und ruft Kunden dazu auf, nicht länger Schusswaffen in Walmart-Geschäfte mitzunehmen und diese offen zu tragen, selbst wenn dies erlaubt wäre.

Walmart nimmt in Kauf, dass sich der Marktanteil am Verkauf von Munition mehr als halbieren dürfte. Doch Profitdenken rückt hier in den Hintergrund. Im Gegenteil erhebt der CEO eine politische Forderung und «ermutigt die Führer unserer Nation, vorwärts zu gehen und die Hintergrundüberprüfungen zu verstärken und Waffen denen wegzunehmen, die entschlossen sind, eine unmittelbare Gefahr darzustellen».

US-Waffenlobby kritisiert Walmart scharf

Er sei selber ein Waffenbesitzer, so McMillon. Doch in einer komplexen Situation ohne einfache Lösung versuche Walmart, konstruktive Massnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu verringern, dass sich solche grässlichen Ereignisse wiederholen.

Die US-Waffenlobby NRA verurteilte Walmart scharf, vor den «Anti-Waffen-Eliten» einzubrechen: «Die stärkste Verteidigung der Freiheit war schon immer unsere freie Marktwirtschaft», schrieb die Gruppe in einer Mitteilung. «Es ist beschämend zu sehen, wie Walmart dem Druck der Anti-Gun-Eliten erliegt.» (kes)

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