Seit Monaten gibt es eine deutschlandweite Serie von Drohschreiben mutmasslicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die federführend ermittelt, spricht inzwischen von deutschlandweit mehr als 100 Fällen. Am Dienstag wurden die Rathäuser in Augsburg, Kaiserslautern, Chemnitz, Göttingen, Neunkirchen und Rendsburg geräumt, berichtet die «Bild». Ob diese Fälle damit in Zusammenhang stehen, war zunächst offen.
In Augsburg gab es am Morgen nach einer Gewaltandrohung einen Grosseinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Tramlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Ausserdem wurden drei Verwaltungsgebäude geräumt. Auch sämtliche Bürgerbüros der Stadt sollten evakuiert werden, teilte ein Stadtsprecher mit. Insgesamt seien etwa 500 Personen von den Evakuierungen betroffen.
In Göttingen erklärten die Ermittler kurz nach 9 Uhr: «Es befinden sich aktuell keine Personen mehr im Gebäude.» Eine Sprecherin fügte hinzu: «Alles ist abgesperrt, der Plan ist, das Gebäude mit Sprengstoffspürhunden zu durchsuchen.» Nach ihren Worten ging eine anonyme Bombendrohung ein. Die Strassen um das Rathaus wurden gesperrt, der öffentliche Personennahverkehr wurde weitläufig umgeleitet. Kurz nach 10 Uhr hiess es dann, es sei nichts Gefährliches gefunden worden.
Sprengstoff-Spürhunde in Kaiserslautern
In Kaiserslautern sei eine Drohmail eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoff-Spürhunden vor Ort. Der Bereich rund um das Rathaus sei weiträumig abgesperrt worden. Es gebe aber derzeit keine konkrete Bedrohungslage, erklärte der Sprecher. Die Massnahmen würden vorsorglich durchgeführt.
Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Bombendrohung. «Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen», sagte eine Sprecherin der Polizei in Saarbrücken. Auch hier sei zuvor eine Drohmail eingegangen. «Der Absender ist nicht nachvollziehbar. Die Mail trägt keine Unterschrift"» sagte ein leitender Polizist. Auch die Ermittler im Fall Rendsburg sprachen von einer anonymen Drohbotschaft.
Bislang Unbekannte senden seit längerer Zeit Drohschreiben an verschiedenste Institutionen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Anwaltskanzleien oder Verlage. Sie drohen mit Bomben oder - wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) - damit, «Bürger auf offener Strasse zu exekutieren». Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden. (man/SDA)