Nach dem Türkei-Deal der EU
Afrika will Lösegeld für Flüchtlinge

Die EU zahlt der Türkei drei Milliarden Euro, damit das Land die Flüchtlinge zurückhält. Jetzt wittern auch andere Staaten das grosse Geschäft mit den Flüchtlingen und Europa.
Publiziert: 19.05.2016 um 14:49 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:06 Uhr
1/8
Flüchtlingsbub im Camp Dadaab. Hier leben 340'000 Menschen.
Foto: REUTERS

Die kenianische Regierung hatte vor kurzem angekündigt, zwei gigantische Flüchtlingslager zu schliessen: das Camp Kakuma mit 180’000 Menschen und das Lager in Dadaab mit 340’000 Menschen.

Die Schliessung erfolge aus Sicherheitsgründen, lässt die Regierung verlauten. Joseph Nkaisserry, Sekretär im Innenministerium, twitterte: «Im Lager haben sich Terroristen eingenistet.» Bei der UNO befürchtet man nach der Schliessung eine neue Flüchtlingswelle.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die internationale Gemeinschaft kritisiert diesen Entscheid. Er sei «verantwortungslos und rechtswidrig». Die kenianische Regierung schlägt zurück: Auch Europa schliesse seine Grenzen, und Donald Trump wolle in den USA sogar eine Mauer zu Mexiko bauen. 

Laut «New York Times» ist die Androhung der Schliessung nichts anderes als ein Druckmittel, sozusagen eine Lösegeldforderung. Kenia spiele auf den Deal mit der Türkei an, den sich die EU drei Milliarden Euro kosten lasse. Für diesen Betrag verpflichtet sich die Türkei, Flüchtlinge zu behalten und nicht weiter zu schicken. Auch Kenia könnte Geld gebrauchen. 

Inzwischen macht auch Niger Druck. Das Flüchtlings-Transitland fordert von der EU 1,1 Milliarden Euro, um Migranten an der Weiterreise nach Libyen und ans Mittelmeer zu hindern. Gut möglich, dass noch weitere afrikanische Staaten das Geschäft mit Flüchtlingen entdecken und Druck auf Europa ausüben, um Geld zu kassieren.

Die «New York Times» warnt: Solche Deals seien gefährlich. Sie würden die Flüchtlinge zu einem internationalen Wetteinsatz machen. (gf)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?