Nach dem Shopping der Schock
Klau-Banden machen Jagd auf Schweizer Einkaufstouristen

Klau-Banden in deutschen Grenzstädten erkennen die kleinste Unachtsamkeit und nehmen jede Möglichkeit wahr. Bei Schweizer Autokennzeichen wittern sie fette Beute.
Publiziert: 23.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:32 Uhr
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Peter Kaufmann (48) aus Oftringen AG hat beim Einkauf in Lörrach (D) schlechte Erfahrungen gemacht.
Foto: Toini Lindroos
Von Romina Lenzlinger (Text) und Toini Lindroos (Fotos)

Die Masche ist simpel und effizient. Klau-Banden haben es in deutschen Grenzstädten auf Schweizer Einkaufstouristen abgesehen. Die Tatorte: Supermarkt-Parkplätze. Immer dann, wenn Wägeli zurückgebracht werden oder die Ware im Kofferraum verstaut wird, schlagen die Diebe eiskalt zu.

Sie agieren dabei wie Profis und erkennen jede Unachtsamkeit. Blitzschnell öffnen sie Wagentüren, stehlen Portemonnaies und Taschen. Paul Wissler, Sprecher des Polizeipräsi­diums Freiburg (D), bestätigt: «Die Diebe nutzen es aus, dass die Leute nach dem Einladen der Waren die Türen nicht verschliessen. Pro Woche melden sich mehrere Opfer.»

Sicher ist: Die Klau-Banden kommen meist aus Osteuropa und sind von Lörrach bis Konstanz bei Supermärkten auf der Lauer. Und sie haben gelernt: Ein Schweizer Kennzeichen bedeutet meist auch prallgefüllte Portemonnaies. Eines der Opfer ist Peter Kaufmann (48) aus Oftringen AG. Der Postangestellte fährt mehrmals pro Woche über die Grenze. Sein Ziel am Mittwoch war Rheinfelden (D).

Der Aargauer erinnert sich: «Ich brachte mein Auto zur Reparatur und habe mich dann mit einer Bekannten noch zum Kaffee getroffen.» Danach gingen die beiden spontan zusammen einkaufen.

Seine Shopping-Partnerin parkiert den Wagen vor einem Supermarkt. «Sie war schneller fertig als ich und hat ihre Sachen zurück ins Fahrzeug gebracht», sagt Kaufmann. Die Handtasche mit dem Portemonnaie legt die Bekannte auf den Rücksitz. Als sie das Einkaufswägeli zurückbringt, lässt sie ihren Wagen für ein paar Sekunden aus dem Auge.

«Als wir wieder zusammen im Auto sassen, hat sie plötzlich bemerkt, dass ihre Handtasche fehlte. Da waren die Diebe natürlich längst über alle Berge», sagt der Aargauer.

Die beiden gehen auf den örtlichen Polizeiposten und erstatten Anzeige. Doch die Tasche ist und bleibt verschwunden. «Sie hatte alles in der Handtasche. Ihre Kreditkarten, sämtliche Ausweise, Handy, Schlüsselbund und 150 Euro Bargeld», so Kaufmann.

Noch schlimmer erwischte es eine Schweizer Familie vor wenigen Tagen auf dem Aldi-Parkplatz in Lörrach (D). Das Ehepaar bepackte nach dem Einkauf gerade sein Wohnmobil, als die Diebe in einem unbeobachteten Moment die Handtasche aus dem Camper klauten. Darin: 3000 Euro in bar.

Doch die Polizei macht den Klau-Opfern wenig Hoffnung. «Manchmal versuchen die Diebe mit Kreditkarten Geld abzuheben. In seltenen Fällen finden wir kurze Zeit später eine Damentasche ohne Inhalt oder eine leere Geldbörse im Busch», so Polizeisprecher Paul Wissler. Meistens landet das nicht gebrauchte Diebesgut direkt im Rhein.

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