Nach dem Florida-Massaker kehrte Amokläufer Nikolas Cruz bei McDonald’s ein
Das Protokoll des Schreckens

Der Polizeirapport zeigt, wie kaltblütig Nikolas Cruz (19) in seiner ehemaligen Highschool 17 Menschen tötete und 14 weitere verletzte. Danach ging er zu McDonald's.
Publiziert: 16.02.2018 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2019 um 10:37 Uhr
Schütze geht nach der Tat in McDonalds
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Neue Erkenntnisse aus Florida:Schütze geht nach der Tat in McDonalds

Am Mittwoch, den 14. Februar, stürmt ein Amokläufer die Marjory Stoneman Douglas High School im US-Bundesstaat Florida. 17 Menschen kommen ums Leben, 14 weitere werden verletzt. Der Schütze: Nikolas Cruz (19), ehemaliger Schüler der Stoneman Douglas High School und Mitglied der weiss-nationalistischen Gruppierung «Republic of Florida» mit Sitz in Tallahassee.

Der von der Polizei festgenommene Schütze des Schulmassakers im US-Bundesstaat Florida (Mitte) hat die Taten gestanden.
Foto: KEYSTONE/EPA POOL/SUSAN STOCKER / POOL

Was geschah an diesem Nachmittag, der für Cruz' ehemalige Mitschüler und Lehrer zur Todesfalle wurde? Das Protokoll des Schreckens.

Mittwoch, 14. Februar

14.06 Uhr (Ortszeit) – Der Amok-Schütze kommt mit dem Uber

Der 19-jährige Nisolas Cruz lässt sich vom Fahrdienst Uber zu seiner ehemaligen Highschool fahren. Das bestätigt die Fahrerin später gegenüber der Polizei.

Der Teenager war wegen schlechten Verhaltens erst vor kurzem von der Schule geflogen. Welchen kaltblütigen Plan er verfolgt, weiss zu diesem Zeitpunkt keiner.

14.19 Uhr – Cruz betritt die Schule

Die Taxifahrerin setzt den Amok-Schützen um 14.19 Uhr vor der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland ab. Das berichtet Scott Israel, Sheriff von Broward County, einen Tag später an einer Pressekonferenz.

Cruz betritt das Ost-Treppenhaus der Schule, Gebäude 12. Dabei hat er ein schwarzes Gewehr-Etui. Auf der Treppe zieht er die Waffe hervor.

Dann beginnt das Drama.

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An der Marjory Stoneman Douglas High School ist es am Mittwoch zu einer Schiesserei gekommen.
Foto: Twitter

14.21 Uhr – 17 Tote in drei Minuten

Cruz lädt sein Gewehr. Dann stürmt er die Klassenzimmer, schiesst wild um sich. 1215, 1216, 1214: Sie alle sind nacheinander dran. Dann rennt er zurück zu Raum 1216 und 1215. Zuletzt nimmt sich der Amok-Schütze 1213 vor.

Anschliessend nimmt Cruz das West-Treppenhaus, im ersten Stock eröffnet er das Feuer erneut. Im Raum 1234 erschiesst er eine Person. 

Innerhalb von nur drei Minuten trifft der Amok-Schütze 17 Menschen tödlich, 14 weitere werden verletzt.

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Auch Gina Montalto gehört zu den Opfern. Sie stellte sich wie auch Jaime Guttenberg als freiwillige Helferin bei einem Projekt zur Verfügung, das behinderten Kindern Teenager als Freunde vermittelt.
Foto: Facebook

Cruz betritt wieder das Ost-Treppenhaus. Im zweiten Stock entledigt er sich seiner Waffe, lässt das Gewehr und seinen Rucksack im allgemeinen Chaos einfach liegen – und rennt mit der panischen Masse die Treppe runter.

Über die Tennisplätze der Schule flieht Cruz Richtung Süden.

14.23 Uhr – Panische Anrufe in der Notrufzentrale

In der Notrufzentrale 911 gehen Dutzende panische Anrufe ein: An der Stoneman Douglas High School in Parkland sei eine Schiesserei im Gange.

Während die Helfer versuchen, im Chaos einen Überblick zu bekommen, ist der Amok-Schütze auf dem Weg zum ungefähr 15 Minuten entfernten Walmart-Einkaufszentrum. 

14.34 Uhr – Auf Twitter verbreitet sich die Nachricht

Panische Schüler senden Nachrichten an ihre Eltern. Die Schülerin Sarah Crescitelli schreibt ihrer Mutter Stacy eine herzzereissende Message: «Falls ich es nicht schaffe: Ich liebe dich und schätze alles, was du für mich getan hast.»

Die Nachricht vom Schul-Massaker erreicht jetzt auch die sozialen Netzwerke. 

14.50 Uhr

Der Amok-Schütze kauft sich in aller Seelenruhe einen Drink bei Subway. Anschliessend treibt es Cruz zu McDonald's, wo er sich kurz hinsetzt. 

14.53 Uhr – Polizei bestätigt die Schiesserei

Die Behörden bestätigen die Schiesserei an der Stoneman Douglas High School in einem Tweet.

14.55 Uhr – Berichte über fünf Verletzte

Die lokale Nachrichtenstation WSVN berichtet von mindestens fünf Verletzten. Wie viele der Amok-Schütze tatsächlich getroffen hat, können die Reporter noch nicht überblicken.

Mehr als 3000 Schüler besuchen die Douglas High School, nach der Schiesserei herrscht totales Chaos.

14.56 Uhr 

Die Behörden scheinen bereits zu wissen, dass der Amok-Schütze noch lebt: Das Büro des Sheriffs warnt die Öffentlichkeit vor einem «aktiven Schützen», die Bevölkerung solle das Gebiet rund um die Schule meiden.

Währenddessen sitzt Nikolas Cruz im McDonald's.

15.01 Uhr

Cruz verlässt das Fast-Food-Restaurant nach Berichten der Ermittler um genau 15.01 Uhr.

15.10 Uhr

Noch immer verstecken sich Menschen in der Schule. Ein Schüler twittert ein Foto vom Klassenzimmer, auf dessen Boden er und seine Mitschüler ängstlich ausharren.

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Zur fast gleichen Zeit berichtet die Polizei, dass der Täter noch immer auf freiem Fuss sei.

15.36

Die Schule wurde nach dem Amoklauf vorsorglich abgeriegelt, jetzt dürfen die Schüler jedoch das Gebäude verlassen. Diese Info veröffentlicht ein Twitter-Account der Schulen in Broward County, zu denen auch die Stoneman Douglas High School in Parkland gehört. «Uns wird von mehreren Verletzten berichtet. Ordnungskräfte und Ermittler sind gerade vor Ort.» 

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15.41 Uhr – Ein Verdächtiger wird gefasst – ist es Cruz?

Der Amok-Schütze wird gefasst! Ein Polizist verhaftet einen Verdächtigen in Coral Springs – rund anderthalb Kilometer entfernt von der Schule.

Wo der Amok-Schütze gefasst wurde.
Foto: Google/Screenshot

15.50 Uhr

US-Präsident Trump bekundet auf Twitter sein Beileid für die Opfer des Schul-Massakers.

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16.11 Uhr

Die Polizei bestätigt, den Schützen verhaftet zu haben – gibt jedoch noch keine Entwarnung.

16.22 Uhr

Die Polizei bestätigt mindestens 14 Verletzte, die medizinisch behandelt werden.

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Auch der verhaftete Schütze wird in ein Krankenhaus gebracht.

16.50 Uhr

Der Senator von Florida, Bill Nelson, bekundet auf Twitter sein Beileid – mehrere Menschen seien tot.

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16.59 Uhr

Sheriff Scott Israel sagt, dass der Schütze aktuell kein Schüler der Stoneman Douglas High School war. 

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In einem weiteren Tweet berichtet Scotts Büro: Spezialeinheiten der Polizei sind noch immer in der Schule. 

17.39 Uhr

Die Schüler können endlich zu ihren Eltern.

18.27 Uhr – Polizei bestätigt 17 Tote

Die traurige Gewissheit: 17 Menschen starben bei dem Amoklauf. Unter den Opfern sind Schüler und Erwachsene. 

18.29 Uhr – Polizei identifiziert Verdächtigen

Die Polizei identifiziert den Verdächtigen als den 19-jährigen Nikolas Cruz.

Cruz soll in den letzten Monaten bei einer Familie in Pompano Beach, einem Ort nicht weit von Parkland entfernt, gelebt haben. Man habe ihn aufgenommen, nachdem beide Eltern des jungen Erwachsenen verstorben seien, sagte der Vater der Familie. Die Tatwaffe hatte sich Cruz Papieren zufolge erst diesen Monat besorgt. 

Der Tatverdächtige sei aus disziplinarischen Gründen der Schule verwiesen worden, sagt Sheriff Scott Israel. Die Sicherheitsbehörden beginnen, seine Websites und Beiträge in sozialen Netzwerken zu untersuchen. Dabei gebe es einige «sehr, sehr beunruhigende» Beiträge. Tatsächlich: Auf vielen seiner Fotos sind Pistolen, Gewehre und Messer zu sehen. 

20.24 Uhr – Das erste Foto des Verhafteten

Ein Lokalreporter twittert ein Foto des Verdächtigen bei seiner Verhaftung.

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Donnerstag, 15. Februar

7.12 Uhr – Trump beschuldigt Umfeld des Schützen

Trump beschuldigt indirekt Nachbarn und Klassenkameraden, die verdächtiges Verhalten nicht gemeldet hätten. «Es gab so viele Zeichen, dass der Florida-Schütze geistesgestört war und sogar wegen schlechten und unberechenbaren Verhaltens von der Schule geschmissen wurde», twittert Trump. Sein Umfeld hätte gewusst, dass Cruz ein «grosses Problem» gewesen sei. «Solche Fällen müssen immer an die Behörden gemeldet werden.»

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10.49 Uhr – Mordanklage gegen Cruz

Nikolas Cruz wird wegen Mordes in 17 Fällen angeklagt, das gibt Sheriff Scott Israel in einer Pressekonferenz bekannt.

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11.22 Uhr

US-Präsident Trump richtet sich mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Er schwört, national und lokal an der Sicherheit und der Bekämpfung psychischer Krankheiten zu arbeiten.

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13.12 Uhr

Barack Obama fordert schärfere Waffengesetze, um Schüler künftig vor Amokläufen zu bewahren.

14.00 Uhr – Der Amok-Schütze wird dem Gericht vorgeführt

Cruz wird dem Gericht wegen 17-fachen Mordes vorgeführt. 

Der von der Polizei festgenommene Schütze des Schulmassakers im US-Bundesstaat Florida (Mitte) hat die Taten gestanden.
Foto: KEYSTONE/EPA POOL/SUSAN STOCKER / POOL

16.43 Uhr – Cruz gesteht die tödlichen Attacken in der Schule

Cruz gesteht, die Highschool mit einem Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15 und einem Rucksack mit zusätzlicher Munition betreten zu haben. Er habe Schüler erschossen, die er in den Gängen und auf dem Schulgelände gesehen habe. (kin)

Trauernde fordern schärfere Waffengesetze
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