Handynummern, Adressen, Bankdaten – und private Fotos. Knapp 1000 deutsche Politiker und Prominente wurden Opfer eines gross angelegten Hackerangriffs. Schuld an dem Cyberskandal: Johannes S.* (20). Ein Computerfreak aus der kleinen Stadt Homberg.
Dort kennt man den Schüler. Sein Vater ist ein beliebter Arzt. Er selber fiel kaum auf in der Stadt – bis jetzt. Nun ist der Wirbel in Homberg gross.
Es geht ja nicht um Mord
Erst kam die Polizei, dann die Medien. Auch die Bürgermeisterin von Homberg, Claudia Blum, rückte nun in den Fokus. Sie selber versteht die Aufregung nicht. Es sei toll, was ein 20-Jähriger alles könne, auch wenn dies natürlich eine Straftat sei. Aber in diesem Fall gehe es ja auch nicht um Mord oder Totschlag, redet die SPD-Politikerin den Hackerangriff klein.
Damit nicht genug. «Es gibt einen gewissen Stolz, dass es jemand war, der von hier kommt», sagt Blum zum «RedaktionsNetzwerk Deutschland. Das kann sie wohl leicht sagen, denn die Bürgermeisterin selbst zählt nicht zu den Opfern des Hackerangriffs.
Daten im Darknet gekauft?
Wie es dem Schüler Johannes S. gelingen konnte, die Daten zu sammeln, wird nun ermittelt. Er könnte das Material teilweise im Internet gekauft haben. Die Ermittlungen laufen auch in Richtung einer möglichen Datenhehlerei, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag sagte.
Es gebe aber bislang keine konkreten Hinweise, dass der 20-Jährige das von ihm veröffentlichte Material teilweise im so genannten Darknet gekauft hat. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet, der 20-Jährige habe Zugangsdaten zu Konten der Betroffenen bei sozialen Medien und weitere Daten im sogenannten Darknet erworben.
Dies könnte den Straftatbestand der Datenhehlerei erfüllen. Demnach macht sich strafbar, wer nicht allgemein zugängliche Daten, die ein anderer rechtswidrig erlangt hat, verbreitet, um sich zu bereichern oder einen anderen zu schädigen.
Schüler-Hacker legte Geständnis ab
Gegen Johannes S. wird zudem wegen des Ausspähens von Daten ermittelt. Mit dem Fall beschäftigte sich am Donnerstag auch der Innenausschuss des Bundestages auf einer Sondersitzung.
Der 20-Jährige war am Sonntag festgenommen worden; er kam später wieder frei. Der Schüler gestand nach Angaben der Ermittler das massenhafte Ausspähen von Daten und deren Verbreitung und gab an, aus Verärgerung über Äusserungen der Betroffenen gehandelt zu haben. (jmh/SDA)