Ein unbekannter Hacker hat im Dezember ein böses Spiel auf Twitter getrieben. Fast wie ein Adventskalender veröffentlichte er Tag für Tag Informationen über deutsche Prominente und Politiker. Private Daten wie Handynummern, Privatadressen und gar Bilder von Kindern!
Das wilde Treiben des Unbekannten wurde am Freitag der grossen Öffentlichkeit bekannt. Seither fragt sich Deutschland: Wer steckt hinter dieser Attacke auf die Privatsphären? Was sind seine Motive, und wieso wurden alle deutschen Parteien – bis auf die rechtspopulistische «Alternative für Deutschland» (AfD) – angegriffen?
BLICK sprach darüber mit Tomasz Niemiec (19). Er stellte sich als «Journalist und Youtuber» vor, rund 25'000 Leute folgen ihm auf der Video-Plattform. Auf Twitter behauptete er mehrfach, den «Hacker» zu kennen, wobei er im Telefongespräch mit BLICK das Wort «Doxing» verwendet. Unter diesem Begriff versteht man das Zusammentragen und Veröffentlichen von Daten, um in der Regel anderen Personen zu schaden.
BLICK: Sie behaupten den «Hacker» zu kennen. Woher?
Tomasz Niemiec: Aus einem alten Freundeskreis. Er war zunächst ein flüchtiger Bekannter. Irgendwann fiel mir auf, dass er den einen oder anderen grossen «Dox» gemacht hat, um grosse Unternehmen und Youtuber anzugreifen.
Wieso haben Sie das für sich behalten?
Das habe ich gar nicht. Diese Angriffe waren ja bekannt. Einige Medien schrieben auch darüber. Damals und heute interessierte das die Polizei aber nicht.
Straftaten, die die Polizei nicht interessieren? Wie begründen Sie das?
Ich habe kurz nach Freitagmittag der Polizei ein verschlüsseltes Mail geschickt mit dem Inhalt, sie sollten sich bei mir melden, wenn sie Informationen zum Angreifer wollen. Zurück kam bislang nichts.
Können Sie uns sagen, wer der Angreifer ist?
Nein. Ich kenne seinen genauen Namen nicht, aber ich weiss, unter welchen Pseudonymen er im Internet aktiv ist.
Was ist sein Motiv? Ist er ein politischer Aktivist, wie viele es glauben?
Er selbst spricht von Aufmerksamkeit. In einer Chatnachricht erklärte er einen Angriff auf einen YouTuber, dass er persönlich nichts gegen ihn hätte. Aber sein Opfer habe halt eine «perfekte Reichweite». Politisch steht er eher nicht in der linken Ecke.
Wie ging er vor?
Er sagte mir, dass er eine Lücke bei Googles Maildienst «Gmail» ausnutzt. Angeblich gebe es eine Lücke bei der Zwei-Phasen-Authentifizierung, mit der man sein Konto eigentlich schützen kann.
BLICK wollte nach dem Interview von der deutschen Bundespolizei wissen, ob und wieso man das Mail von Niemiec unbeantwortet liess. In einer Stellungnahme heisst es: «Richtig ist, dass die Bundespolizei am heutigen Tag einen Bürgerhinweis zu dem Hackerangriff erhalten hat. Dieser wurde zuständigkeitshalber an das Bundeskriminalamt übermittelt.»