Nach dem Brückeneinsturz in Genua hat sich Italiens Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio (Fünf-Sterne-Bewegung) am Sonntag für die Verstaatlichung der italienischen Autobahnen erklärt. Die Regierung wolle die Verträge mit der Autobahngesellschaft «Autostrade per l Italia«, Betreiberin der eingestürzten Brücke, prüfen und ihr die Lizenz für den Autobahnbetrieb entziehen.
»Autostrade per l ́Italia» ist eine Gesellschaft unter Kontrolle der börsennotierten Infrastrukturholding Atlantia im Besitz der Unternehmerfamilie Benetton. «Niemand in der Regierung will der Benetton-Familie weiterhin die Zuständigkeit für die italienischen Autobahnen geben«, so Di Maio auf Facebook.
43 Tote bei Brücken-Einsturz
Die italienische Regierung machte bereits nach dem Unglück mit 43 Todesopfern den Autobahn-Betreiber für den Brückeneinsturz verantwortlich. Das Unternehmen habe Milliarden Euro an Maut eingenommen, das Geld aber nicht wie vorgesehen für Sicherheit und Instandhaltung eingesetzt, kritisierte Innenminister Matteo Salvini.
Die Firma «Autostrade per l Italia», wies den Vorwurf zurück. Die aus den 1960er-Jahren stammende Brücke sei gemäss den gesetzlichen Vorgaben alle drei Monate kontrolliert worden, erklärte das Unternehmen.
Noch keine Ermittlungen
Di Maio meinte, nicht «Autostrade per l ́Italia«, sondern ein Staatsunternehmen solle die eingestürzte Brücke wiedererrichten. «So können wir die Qualität des Baus prüfen», so der Vizepremier.
Innenminister Salvini hatte am Samstag bemängelt, dass zwölf Tage nach dem Unglück immer noch nicht Ermittlungen gegen die Verantwortlichen dieser Tragödie aufgenommen worden seien.