Nach dem Bruch der wochenlangen Belagerung sind in der nordsyrischen Stadt Aleppo heftige Gefechte zwischen Regimetruppen und Rebellen entbrannt. Die Aufständischen hatten am Samstag verkündet, die Belagerung des Ostteils Aleppos durch das Regime durchbrochen zu haben.
Sie waren dabei vom Südwesten aus vorgerückt. In den belagerten Gebieten waren zuletzt bis zu 300'000 Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten.
Unklare Situation
Rebellen lieferten sich im Südwesten der Grossstadt nahe einem von den Aufständischen eingenommenen Militärkomplex heftige Kämpfe mit Einheiten von Präsident Baschar al-Assad, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Luftangriffe erschütterten Gebiete unter Kontrolle der Rebellen.
Regierungsmedien hatten die Erfolgsmeldungen der Rebellen vom Samstag als falsch zurückwiesen. Dagegen berichteten die Menschenrechtsbeobachter, mit dem Vormarsch durch den Belagerungsring hätten die Rebellen nun ihrerseits Teile Aleppos unter Regierungskontrolle von der Versorgung abgeschnitten.
Am Samstag Belagerung durchbrochen
Die in Istanbul ansässige Nationale Koalition der Opposition schrieb am Samstag im Online-Dienst Twitter: «Rebellen durchbrechen Belagerung von Aleppo.» Die islamistische Miliz Ahrar al-Scham teilte über Twitter mit, die Rebellen hätten «den Weg nach Aleppo frei gemacht".
Zuvor hatte bereits die im englischen Coventry ansässige oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) über bedeutende Geländegewinne der zur Islamistischen Armee der Eroberung (Dschaisch al-Fatah) zusammengeschlossenen Milizen in Aleppo berichtet.
Fatah-al-Scham, die bis vor kurzem Al-Nusra-Front hiess und nun nichts mehr mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida zu tun haben will, habe zusammen mit Ahrar al-Scham mehrere Gebäude einer Militärakademie im Süden der Metropole in ihre Gewalt gebracht, meldete die SOHR. Laut Regierungsmedien durchbrachen die Rebellen mit Selbstmordattentätern die Umfassungsmauern der Militärakademie.
Angaben nur schwer überprüfbar
Die islamistische Armee der Eroberung (Dschais al-Fatah) könne nun die Versorgungsroute der Regierungstruppen unter Beschuss nehmen und womöglich sogar den Belagerungsring um die Rebellenviertel durchbrechen, berichtete die Beobachtungsstelle SOHR. Die Organisation beruft sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind wegen der unübersichtlichen Lage dort nur schwer zu überprüfen.
Ahrar al-Scham erklärte, die Rebellen hätten das bislang von der Regierung kontrollierte Ramussa-Viertel im Süden Aleppos eingenommen und damit den Anschluss zu den von den Aufständischen gehaltenen östlichen Stadtteilen hergestellt.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete am Samstag aus dem von Rebellen kontrollierten Teil der Stadt, aus Freude über ihren Vormarsch hätten die Aufständischen in die Luft geschossen und Schafen die Kehle durchgeschnitten.
Drei Wochen Belagerung
Die Regierungstruppen hatten vor drei Wochen den Ring um den Ostteil der Stadt geschlossen. Die einstige Wirtschaftsmetropole Syriens und vor dem Krieg mit über zwei Millionen Einwohner grösste Stadt des Landes ist seit dem Sommer 2012 zwischen Regierung und Rebellen geteilt.
In Aleppo sind bis zu 300'000 Menschen eingeschlossen. Internationale Hilfsorganisationen schlagen angesichts der katastrophalen Lage der Bewohner seit Tagen Alarm.
Bei der Schlacht um Aleppo wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle in einer Woche mehr als 500 Kämpfer auf beiden Seiten sowie mindestens 130 Zivilisten getötet. Wegen der Luftangriffe der Regierungskräfte stammten demnach die meisten der seit dem vergangenen Sonntag Getöteten aus den Reihen der islamistischen Aufständischen.
Manbidsch dem IS abgerungen
Unterdessen gelang es einem Bündnis kurdisch-arabischer Kämpfer die seit langem umkämpfte Stadt Manbidsch von der IS-Terrormiliz zu erobern.
Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) würden ganz Manbidsch kontrollieren und die Innenstadt auf der Suche nach den letzten versteckten Mitgliedern des so genannten Islamischen Staates (IS) durchkämmen, erklärte die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle SOHR. Das SDF-Bündnis hatte vor zwei Monaten die Offensive auf die Stadt begonnen.
Manbidsch ist ein Knotenpunkt auf der wichtigen Nachschubroute der sunnitischen IS-Fanatiker von der türkischen Grenze zu ihrer Hochburg Rakka in Syrien. Mit der Luftunterstützung der US-geführten Militärallianz hatte die SDF-Miliz zunächst mehrere Dörfer um Manbidsch erobert, bevor sie am 23. Juni in die Stadt selbst eindrang. (SDA)