Als Reaktion auf den schweren Raketenbeschuss vom Vortag hat Israel in der Nacht zum Freitag Ziele im Libanon sowie im Gazastreifen angegriffen. In den frühen Morgenstunden berichtete das israelische Militär auf Twitter von Angriffen im Libanon, gab aber keine weiteren Details. Medienberichten zufolge gab es Explosionen südlich der Stadt Tyros. In der Nähe soll sich demnach ein palästinensisches Flüchtlingslager befinden. In der Nacht hatte Israels Armee bereits Angriffe auf den Gazastreifen geflogen.
Das Militär geht davon aus, dass die dort herrschende Hamas oder die dort ebenfalls aktive militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verantwortlich sind für die Raketenangriffe aus dem Nachbarland.
Kampfjets hätten unter anderem Waffenfabriken der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas bombardiert, teilte die Armee mit. Ob es Verletzte oder gar Tote gab, war zunächst unklar. Palästinensischen Medien und Augenzeugen zufolge waren über der Küstenenklave Explosionen zu hören und Rauch zu sehen.
Schweiz verurteilt Raketenangriffe
Zuvor waren laut Armee 34 Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet gefeuert worden – so viele wie seit 2006 nicht mehr. Ein Grossteil sei abgefangen worden. Zwei Menschen im Norden Israels wurden den Angaben zufolge leicht verletzt. Die israelische Armee geht von einer Beteiligung der im Gazastreifen herrschenden Hamas oder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad aus. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (73) hatte am Abend ein hartes Vorgehen angedroht.
Die Schweiz hat die Raketenangriffe auf Israel scharf verurteilt. Wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitag mitteilte, fordert es eine sofortige Deeskalation.
Der Eskalation vorausgegangen waren Zusammenstösse der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem. Medienberichten zufolge setzte die Polizei zwei Nächte in Folge Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse ein, um Palästinenser aus der Al-Aksa-Moschee zu entfernen. Eine Polizeisprecherin teilte mit, Jugendliche hätten zuvor Feuerwerkskörper und Steine auf Polizisten geworfen und versucht, sich in der Moschee zu verbarrikadieren.
Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. (SDA/dzc)