Nach Attacke auf Ex-Agent und Tochter
Nervengift möglicherweise noch gefährlich

Experten des britischen Umweltministeriums zufolge könnten sich weiterhin gefährliche Mengen des Nervengifts Nowitschok an bestimmten Orten in Salisbury befinden. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf eine Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger in dieser Woche.
Publiziert: 20.04.2018 um 18:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:20 Uhr
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Sergej Skripal und seine Tochter wurden auf einer Parkbank gefunden.
Foto: EPA
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Sergej Skripal ist nicht mehr im kritischen Zustand, wie seine Ärzte am Freitag mitteilten.
Foto: EPA

Am 4. März waren der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der englischen Kleinstadt bewusstlos aufgefunden worden. Den britischen Behörden zufolge wurden die beiden mit einer geringen Menge des in der Sowjetunion entwickelten Nervengifts Nowitschok in flüssiger Form vergiftet. London bezichtigt Moskau, hinter der Tat zu stecken. Der Kreml weist das zurück.

Spuren des Gifts wurden an verschiedenen Orten entdeckt, die der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter besucht hatten. Die höchste Konzentration wurde am Wohnhaus des Ex-Spions festgestellt. Einem Medienbericht zufolge soll es am Türknauf gewesen sein.

Tochter aus Spital entlassen

Die britischen Behörden haben inzwischen mit der Dekontamination von neun Orten in Salisbury begonnen - darunter sind zwei Notaufnahmen, eine Polizeistation und zwei Lokale. Die aufwendigen Arbeiten könnten Monate dauern, hatte es geheissen.

Julia Skripal wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich an einem sicheren Ort. Ihr Vater wird weiter in der Klinik behandelt. Auch er soll sich auf dem Weg der Besserung befinden.

Der russische Botschafter in London, Alexander Jakowenko, hält es dagegen für möglich, dass die Skripals nachträglich per Spritze vergiftet wurden. Andernfalls hätte das Nervengift nicht mehr wochenlang später im Körper der beiden Opfer in hoher Reinheit nachgewiesen werden können, begründete der Diplomat die Behauptung bei einer Medienkonferenz am Freitag in London.

Briten weigern sich

Auch die rasche Identifizierung des Kampfstoffes hätte nicht gelingen können, ohne dass die Briten selbst im Besitz eines vergleichbaren Stoffs gewesen wären. Das zumindest scheint nicht unmöglich.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» ist in den USA, in Grossbritannien, den Niederlanden und in mindestens einem weiteren westlichen Staat an Nowitschok geforscht worden. Allerdings nur, um Gegenmittel zu entwickeln.

Russland habe beantragt, Julia Skripal medizinisch untersuchen zu dürfen, aber noch keine Antwort darauf erhalten, sagte Jakowenko. Angesichts der anhaltenden Weigerung der Briten, russischen Behörden Zugang zu den Skripals zu gewähren, gebe es Anlass, von der «Entführung zweier russischer Staatsbürger» auszugehen.

Julia Skripals schriftliche Weigerung, mit den russischen Behörden in Kontakt zu treten, erkenne er nicht an, sagte der Botschafter. Jakowenko warf London vor, Beweismittel zurückzuhalten. (SDA)

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